In Europa gebe es momentan "beste Chancen für Aktien". Das sagt Stephanie Flanders, Chefmarktstrategin von JP Morgan, im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Die europäische Wirtschaft erhole sich wieder, in den kommenden zwölf Monaten werde es positive Überraschungen geben, so Flanders. Sie rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent in Europa und mit einem Gewinnwachstum der Unternehmen im niedrigen zweistelligen Bereich. 

Selbst die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland, verbunden mit einem möglichen Rechtsruck, sieht die Strategin entspannt: Einen Sieg der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen betrachtet sie als wenig wahrscheinlich. In Deutschland habe der Sozialdemokrat Martin Schulz gute Chancen: "Falls er Bundeskanzler wird, dürfte die heutige Fiskaldisziplin gelockert werden. Es wäre mit einem Haushaltsdefizit zu rechnen. Das wären gute Nachrichten für das Wachstum", sagt Flanders.

Generell rechnet Flanders mit einem robusten globalen Konjunkturplus. "In den nächsten zwölf Monaten ist nicht mit einer Rezession zu rechnen. Es wäre deshalb gefährlich, zu vorsichtig zu sein, auch wenn der Euro-Zone und dem Rest der Welt mehr zuzutrauen ist", sagt sie.

Schnäppchenpreise in Großbritannien
Zum Brexit meint die gebürtige Britin: "Augen zu und durch." Die Schwäche des Britischen Pfunds mache vieles einfacher, gleichzeitig liege die Inflation höher als erwartet. Entscheidend sei der Konsum, so Flanders – denn das Lohnwachstum in Großbritannien dürfte auch nach Abzug der Inflationsrate niedrig bleiben. "Für Konzerne, die in Großbritannien zukaufen wollen, sind das derzeit Schnäppchenpreise, die sich ihnen bieten. Das gilt auch für Aktien", erklärt die Strategin. Hier böten sich gute Werte auf Euro-Basis zu Sonderkursen an. (fp)