Die hohe Volatilität, die seit einigen Wochen an den Aktienmärkten zu beobachten ist, wird Anlegern vorerst erhalten bleiben. Davon ist Tilmann Galler überzeugt, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Er weist darauf hin, dass sich die konjunkturellen Frühindikatoren sukzessive verschlechtert haben. "Das lässt vermuten, dass eine Schwächephase in der Wirtschaft droht", sagt Galler. In der Eurozone hat das Wirtschaftswachstum bereits deutlich an Fahrt verloren.

In den Vereinigten Staaten wächst die Wirtschaft zwar noch immer mit hohem Tempo. Sie befindet sich aber mittlerweile in einem weit fortgeschrittenen Stadium des Konjunkturzyklus. Politische Risiken wie der Brexit und der Handelsstreit zwischen China und den USA sorgen zusätzlich für Unsicherheit an den Märkten. Angesichts der erhöhten Volatilität und der späten Zyklus-Phase in den USA sollten Investoren ihr Portfolio defensiver ausrichten, rät Galler.

Weniger Zyklik, mehr Stabilität
Aktien wirken derzeit je nach Kennzahl etwas teuer, erklärt der Anlagestratege. Im Vergleich haben sie gegenüber Anleihen aber immer noch einen Renditevorsprung. "Aktien sind derzeit moderat überbewertet, aber wir sehen keine exzessiven Bewertungsrisiken wie etwa Ende der Neunzigerjahre", so Galler. Kritisch könnte es nur werden, wenn die US-Notenbank in ihrem Zinsanhebungszyklus eine Pause einlegt.

Auf der Rentenseite bringen steigende Zinsen die Kurse unter Druck. Einen gewissen Schutz gegen weiter steigende Zinsen bieten Hochzinsanleihen, sagt Galler. Generell sollten Anleger trotz der besseren Aussichten für Aktien ihre Aktienquote etwas verringern, Zykliker aussieben und bei festverzinslichen Papieren auf mehr Stabilität setzen, rät er. (fp)