Wer im Bärenmarkt allein auf ein breit gestreutes Portfolio setzt, könnte bald eine böse Überraschung erleben. "In einem spätzyklischen Umfeld brauchen Anleger mehr als die klassische Diversifikation", sagt Shrenick Shah, Fondsmanager bei J.P. Morgan AM. Aktuell funktioniere das bei den meisten gemischten Portfolios zwar noch. "In turbulenten Marktphasen können einige Anlageklassen, die unter normalen Bedingungen für Diversifizierung sorgen, jedoch eine höhere Volatilität aufweisen", warnt Shah.

Schwellenländeranleihen beispielsweise seien unter normalen Bedingungen als Anlageklasse gut zur Diversifizierung geeignet. In Stressphasen allerdings verstärke sich damit in der Regel noch der Effekt volatiler Märkte. Viele Multi-Asset-Portfolios orientieren sich bei der Allokation von Aktien und Anleihen eng am Konjunkturzyklus. "Es gibt aber auch kurzfristigere Chancen, die von Faktoren wie Mittelflüssen und dem Risikoappetit am Markt abhängen, sowie langfristige Chancen, die stärker strukturell bedingt sind, wie etwa technologische Veränderungen", sagt Shah. Die Chancen, die sich daraus ergeben, sollten Anleger nicht ungenutzt verstreichen lassen. 

Geringes Rezessionsrisiko
Der J.P. Morgan-AM-Manager betont zudem, dass auch im Spätzyklus eine Rezession nicht unmittelbar bevorstehen müsse. Die letzte Phase des Aufschwungs hält nämlich in der Regel längere Zeit an, sagt er: "Es kann noch zwei bis fünf Jahre dauern, bis Volkswirtschaften in eine Rezession abrutschen." Die Kunst liegt aus seiner Sicht daran, den Beginn der Rezession genau abzupassen – denn dann geraten die Kurse üblicherweise breit unter Druck. "Gegenwärtig besteht unserer Ansicht nach ein ziemlich geringes Rezessionsrisiko, wir beobachten jedoch stetig potenzielle Faktoren, die eine solche auslösen könnten", sagt Shah. (fp)