Die Experten des Fondsanbieters J.P. Morgan Asset Management sehen durch den starken US-Dollar und die Zinswende in den USA keine neuen Turbulenzen auf die Emerging Markets zukommen. Richard Titherington, CIO für Schwellenländer-Aktien betont: "Auch wenn es in der Vergangenheit für die Anlageklasse in Zeiten des steigenden Dollars zugegebenermaßen schwierig war – ein Großteil des Gegenwinds, mit denen die Schwellenländer im Vorjahr zu kämpfen hatte, ist inzwischen abgeebbt. Die Märkte haben zudem erkannt, dass es derzeit kein neues Defizit bei den Schwellenländern gibt, sondern einfach nur einen starken US-Dollar – mit dem im Übrigen auch die Länder in Europa und Japan zurechtkommen müssen."

Der Experte sieht besonders drei Faktoren als wichtig für die Stabilisierung der Schwellenländer an: Leistungsbilanzen, Währungen und Zentralbanken. Im vergangenen Jahr erlebten viele Länder eine böse Überraschung, als die US-Notenbank ankündigte, weniger Geld in die globale Wirtschaft zu pumpen. Seitdem habe sich aber die makroökonomische Lage vieler Länder verbessert. Aggressive geldpolitische Maßnahmen und Zinserhöhungen haben die realen Zinsen steigen lassen und zur Stabilisierung der Währungen beigetragen. Titherington unterstreicht, dass trotz der Abschwächung im Wirtschaftswachstum auch in diesem Jahr Schwellenländer wieder mehr als die Hälfte des globalen Wachstums erzielen werden. Zudem sollten sich mit zunehmender Stärke der Industrieländer auch die zuletzt schwachen Handelsbeziehungen zwischen Industrie- und Schwellenländern wieder festigen. "Die Exporterholung in den Schwellenländern wird sich in einer stärkeren Binnennachfrage und somit in einem stärkeren Wachstum niederschlagen", ist Titherington überzeugt.
 
Rohstoffabhängige Länder holen mit Verspätung auf
Allgemein lassen sich laut dem Experten Schwellenmärkte in zwei Gruppen unterteilen: Rohstoffimporteure und Rohstoffexporteure. "Rohstoffabhängige Länder können unter Umständen erst mit Verspätung vom Aufschwung in den Industrieländern profitieren, weil die Grenznachfrage nach weiteren Rohstoffen aus Ländern wie China immer noch sehr gering ist und die Preise schwach bleiben", so Titherington. Chile, Südafrika und Indonesien gehören neben Russland und Brasilien zu den am stärksten rohstoffabhängigen Ländern. Rohstoffbedingte Gewinne verhalfen diesen Ländern bis 2011 zu höheren Wachstumsraten, doch diese Quelle der wirtschaftlichen Stärke versiegt nun. Der Preis für ein Fass Rohöl der Marke Brent ging in den letzten zwölf Monaten um 20 Prozent zurück, während Eisenerz sogar einen Preisverfall von 40 Prozent verzeichnete.
 
Angesichts der Aussicht auf steigende Unternehmensgewinne erscheinen die Aktienbewertungen in den Schwellenländern auf Indexebene weiterhin attraktiv, ist der Experte überzeugt – sowohl in absoluter Hinsicht als auch verglichen mit globalen Aktien oder Schwellenländer-Anleihen. Die Schwellenländer-Aktien werden derzeit mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,6 und damit nach wie vor deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt gehandelt. "Für Anleger, die Schwellenländerpositionen aufbauen wollen, ist jedoch längst nicht mehr nur der Gesamtindex von Bedeutung. Ihre Aufmerksamkeit sollte auch den darin vertretenen nationalen Märkten gelten", erläutert Titherington. So erschienen etwa Südafrika und Mexiko gemessen an ihrer Vergangenheit und dem gesamten Index relativ teuer. (mb)