Karen Ward, Europa-Chefstrategin bei J.P. Morgan Asset Management, glaubt, dass die Konjunktur in Europa und den USA in den kommenden Quartalen wieder anziehen dürfte. Chancen sieht die Anlagestrategin sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien, wie sie bei einer Veranstaltung in London erläuterte. Insbesondere günstig bewertete europäische Aktien seien interessant. Cash sei dagegen keine gute Idee. Und auch beim Thema Bitcoin ist J.P. Morgan AM zurückhaltend.

Europa könnte Wachstumslücke verkleinern
Sowohl die US- als auch die europäische Wirtschaft hätten von den massiven staatlichen Ausgabenprogrammen profitiert, so Ward. Während die USA allerdings die für Programme wie den Inflation Reduction Act veranschlagten Summen weitestgehend ausgegeben hätten, würden europäische Programme wie der Wiederaufbaufonds noch auf Jahre hinaus Investitionen finanzieren. Auch aus dem Grund glaubt Ward, dass Europa die Wachstumslücke zur US-Wirtschaft zumindest verkleinern kann. Zinssenkungen in den USA und im Euroraum erwartet Ward im Sommer, langfristig dürften die Leitzinsen ihrer Einschätzung nach aber nicht mehr in Richtung null sinken. 

China kämpfe dagegen weiterhin mit Problemen. Das Land brauche "einen neuen Wachstumsmotor" und müsse den Konsum stärken. Allerdings, so Ward, lassen sich die Verbraucher schwerer steuern. Doch setze die Regierung ebenfalls einen deutlichen Fokus auf Maßnahmen, um den Konsum anzukurbeln. "Achten Sie auf China", so Ward.

Bei der Geldanlage warnt Ward vor Cash: "Bargeld ist nicht so attraktiv, wie es scheint." Die aktuell hohen Tagesgeldzinsen seien zwar verlockend. "Aber in fast jedem denkbaren Szenario ist Bargeld nicht die beste Alternative." Nach dem Zinsgipfel hätten Spargelder in der Vergangenheit immer schlechter abgeschnitten als Anleihen. Sie rät stattdessen, die aktuellen Anleiherenditen zu sichern und in Anleihen zu investieren. Anleihen würden auf dem aktuellen Zinsniveau stabile Erträge und eine gute Diversifizierung gegen Wachstumsschocks bieten. 

Chancen mit günstiger bewerteten Aktien
Bei Aktien sieht sie vor allem Chancen abseits der "Magnificent Seven": Gerade bei Technologiewerten sei es sehr schwierig, den letztendlichen Gewinner zu ermitteln. Sie rät dazu, stärker in Aktiensegmenten zu diversifizieren, in denen die Bewertungen noch nicht zu hoch sind. So könne man von der extremen Streuung der Aktienbewertungen zwischen den großen Tech-Werten und anderen Bereichen des Marktes profitieren. Chancen sieht sie insbesondere bei europäischen Aktien: "Europäische Aktien erscheinen insgesamt günstig und könnten positiv überraschen", so Ward.

Weniger Zutrauen hat J.P. Morgan Asset Management in Kryptowährungen: CEO George Gatch sagt, es sei noch unklar, wie sich diese in ein langfristig ausgerichtetes und diversifiziertes Portfolio integrieren lassen. Grundsätzliche Vorbehalte gebe es außerdem zum inneren Wert bei Kryptowährungen. Vorerst plane man deshalb keine Produkte auf Bitcoin und Kryptowährungen. (jh)