Fintechs haben im ersten Quartal in Großbritannien, dem europäischen Fintech-Zentrum, offensiv eingestellt, sagt Ollie Sexton von der Personalberatung Robert Walters gegenüber Bloomberg News. Das erfolgt auf einen Zuwachs neuer Fintech-Positionen um 61 Prozent im Jahr 2018, womit die Branche das am schnellsten wachsende Segment der Londoner Wirtschaft im Vorfeld des Brexit war. Das geht aus einem in dieser Woche von Robert Walters und Vacancysoft veröffentlichten Bericht hervor. 

Im Gegensatz dazu haben Branchengrößen wie Société Générale und Nomura Holdings  Tausende von Stellen gestrichen, um die Kosten zu senken. Das Wachstum zeigt, wie der Hype um die Start-ups, die nach der Finanzkrise entstanden sind und eine Neuerfindung des Finanzsektors versprachen, nun Realität wird. "Viele Leute sind begeistert, wie die Digitalisierung die Finanzindustrie verändern wird, und viele Fintechs, die daran arbeiten, verzeichnen ein exponentielles Wachstum", sagte Sexton aus London. "Ein großer Teil der Arbeitssuchenden und derjenigen, die sich für neue Positionen interessieren, wollen zu Start-ups gehen, die ein starkes Wachstum erleben, statt zu Unternehmen, die umfangreiche Entlassungen vornehmen oder eine interne Umstrukturierung durchlaufen."

Fintechs mit weit niedrigerer Kostenbasis
In diesem Jahr konzentrierten sich die Unternehmen auf die Tech-Seite von Fintech und stellten Entwickler und Ingenieure neu ein, statt Finanzfunktionen wie Risiko und Compliance zu stärken, sagte Sexton. Dies ist der Fall bei der Starling Bank, einer in London ansässigen Digitalbank mit mehr als 400.000 Kunden. Vorstandschefin Anne Boden sagt, dass das fünf Jahre alte Unternehmen sich in einer "umfassenden Wachstumsphase" befindet und insbesondere Ingenieure neu einstellt. "Die alten Banken können nicht mithalten", sagte Boden. "Sie kopieren immer mehr unsere Funktionalitäten, aber sie können unsere Kostenbasis nicht kopieren."

In Großbritannien gab es im vergangenen Jahr 76.500 Arbeitsplätze im Bereich Fintech. Die City of London geht für 2030 von 105.500 Beschäftigten aus. Zum Vergleich: Die Zahl für die gesamte Finanzdienstleistungsbranche beläuft sich auf 1,1 Millionen. (kb)