Zur Eindämmung der Inflation wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen weiter nach oben schrauben müssen. Dieser Auffassung ist der Präsident der Bundesbank Joachim Nagel. "Der geldpolitische Straffungskurs ist noch nicht an seinem Ende angelangt", sagte Nagel der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge am Dienstag (23.5.) in Berlin beim Wirtschaftstag des CDU-Wirtschaftsrats. "Es werden noch mehrere Zinsschritte erforderlich sein, um ein ausreichend restriktiv wirkendes Niveau zu erreichen", sagte der Bundesbankchef. "Und dieses Niveau werden wir dann eine ausreichend lange Zeit erhalten müssen, bis die Inflation nachhaltig gesunken ist."

Nach den bisherigen Erhöhungen um insgesamt 375 Basispunkte erwarten Volkswirte auch bei den nächsten beiden Zinsentscheidungen weitere Erhöhungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt. Nagel, der zu den Falken im EZB-Rat zählt, war einer der ersten, die eine mögliche Straffung auch nach dem Sommer signalisiert hatten.

Unpopuläre Entscheidungen
Ein anhaltend hohes Zinsniveau werde nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen, erklärte Nagel. Schließlich geht ein restriktives Zinsniveau zwangsläufig mit einer Dämpfung der wirtschaftlichen Aktivität einher. "Aber das meinte ich mit den unpopulären Entscheidungen, die die Geldpolitik manchmal treffen muss", sagte Nagel. "Gerade weil die Geldpolitik unabhängig ist, kann sie ihrem Mandat gerecht werden und Preisstabilität zur Richtschnur ihres Handelns machen." (aa)