Gold ist im Krisenjahr 2020 besonders beliebt und konnte im August neue Höchststände erreichen. Jens Ehrhardt, Chef und Gründer der Investmentboutique DJE Kapital, investiert privat und professionell in das Edelmetall: "Ich bin ein Gold-Fan und war schon beim ersten großen Preisaufschwung in den 70er-Jahren dabei." Doch der erfolgreiche Vermögensverwalter bleibt bei aller Begeisterung realistisch. "Momentan schwärmen alle vom Gold. Aber in Dollar gerechnet ist der Preis heute nicht höher als vor neun Jahren", sagt Ehrhardt. Es habe sich ein Denken eingebürgert, dass Gold solide sei und immer steige. "Die Inflation ist aber noch nicht so hoch, dass sie den Goldpreis treibt", sagt der Experte. 

Positiv wirken sich auf den Goldpreis die derzeit niedrigen Zinsen aus. Seiner Meinung nach sollten Privatanleger zwischen fünf und 15 Prozent ihres Portfolios in dem Edelmetall anlegen. Es biete wirksamen Schutz in Krisenzeiten. "Dies gilt besonders, da viele Anleger heute Negativzinsen zahlen müssen, wenn sie ihr Geld auf dem Bankkonto horten. Einen kleinen Teil davon in Gold umzuschichten halte ich darum für klug", sagt Ehrhardt. Trotzdem erwarte er nicht, dass der Goldpreis in gleichem Maße steigt wie zuvor. "Viele Anleger investieren heutzutage in Gold-ETF – also in Indexfonds, die mit Gold hinterlegt sind und die sich genauso schnell kaufen wie verkaufen lassen. Dies macht Gold heute deutlich anfälliger für Preisschwankungen", sagt der Finanzprofi.

Die wertbeständigste Anlage
Um die Wirtschaft zu unterstützen, pumpen Regierungen und Notenbanken seit Ausbruch der Coronakrise im März jede Menge Geld in den Markt. "Wenn die Notenbanken so viel Geld drucken, dann müsste man erwarten, dass Gold teurer wird. Aber auch nach der Finanzkrise passierte das nicht", sagt Ehrhardt. Viel interessanter sei die Frage, ob sich die monetäre Expansion irgendwann rächt. "Wenn es schiefgehen sollte, ist Gold wahrscheinlich die wertbeständigste Anlage", sagt der Experte. (fp)