Bei Anleihen lauern einige Risiken, die auch auf die Aktienmärkte ausstrahlen könnten, meint Jens Ehrhardt, Vorstandschef von DJE Kapital. Daher sollten Investoren genau die Zinsentwicklung im Auge behalten. Sie sollten prüfen, ob Anleihen eines Tages wieder attraktiver werden als Dividenden- oder Growth-Werte. "Solange Anleihen mit ihrer minimalen Rendite allerdings weltweit keine Alternative zu Aktien darstellen dürften die Aktienmärkte per saldo positiv tendieren", schreibt Ehrhardt.

Denn solange Aktien attraktiver seien als Anleihen, dürfte der Börsentrend insgesamt aufwärts gehen. Unternehmen kaufen Aktien zurück, die Nachfrage bleibt also hoch, das Angebot an Aktien aber begrenzt. Dass die Wall Street im internationalen und im historischen Vergleich überteuert erscheine, spiele dabei keine Rolle, meint Ehrhardt.

Shiller-KGV ist kein guter Indikator
Ehrhardt weist mit Blick auf die Vergangenheit darauf hin, dass Gewinnbewertungen als Timing-Instrument für die Börsenentwicklung selten funktionierten. "Würde man nach dem Zehn-Jahres-Kurs-Gewinn-Verhältnis des Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert Shiller seine Börsenentscheidungen nach der Gewinnbewertung treffen, hätte man schon 2010 alle Aktien verkaufen müssen", erklärt Ehrhardt.

Die größten Risiken dürften aber nicht am Aktienmarkt, sondern im Rentenbereich schlummern. "Sollten die Zinsen wegen der guten Konjunktur und steigender Inflation wieder anziehen, dann bringen Anleihen nicht nur völlig unattraktive Renditen, sondern auch erhebliche Kursgefahren bei länger laufenden Titeln mit sich“, schreibt Ehrhard. Besonders amerikanische Unternehmensanleihen erscheinen dann gefährdet, da die Zinsen in den USA im historischen Vergleich besonders niedrig sind. "Weil die Bilanzrelationen im Durchschnitt schon heute sehr schlecht sind, ist im Falle einer Rezession die Gefahr von Zahlungsausfällen bei Unternehmensanleihen besonders groß", warnt Ehrhardt.

Private Schuldner müssen liquide bleiben
Aber auch in Europa seien Unternehmensanleihen unattraktiv und bei Zinssteigerungen sehr gefährlich. "Im Gegensatz zu den USA hat die Europäische Zentralbank bisher Unternehmensanleihen für dreistellige Milliardensummen aufgekauft und so nicht nur Regierungen über den Kauf von Staatsanleihen verbotenerweise mit Kapital versorgt. Private Unternehmen sind durch diese Käufe ebenfalls subventioniert worden. Scheinbar sind dies schon Probemanöver, um bei der nächsten Rezession nicht nur insolvente Staaten über Wasser zu halten, sondern auch gefährdete europäische Unternehmen mit Billigstkrediten zu versorgen", wettert Ehrhardt.

Wie die Finanzkrise 2007 in den USA gezeigt habe, liegen Ehrhardt zufolge die Hauptgefahr für das Finanzsystem in einem Zahlungsausfall der privaten Wirtschaftsakteure. Rund um den Globus hätten es sich die Notenbanken inzwischen angewöhnt, die überschuldeten Staatshaushalte durch Aufkauf von Anleihen zu subventionieren.

Zentralbanken geht irgendwann das Pulver aus
Nachdem es en vogue geworden sei, Staaten wie zum Beispiel Japan unbegrenzt von der Notenbank zu finanzieren, könnte es in der nächsten Krise vielleicht genauso zur Gewohnheit werden, dass Notenbanken die Unternehmen durch den Aufkauf von Firmenbonds retten. "Man muss sich also weiterhin auf unorthodoxe Maßnahmen einstellen", erklärt Ehrhardt.

Dabei stelle sich die Frage, ob solche Aktionen nicht doch auf die Dauer zu höheren Inflationsraten führen. Denn die heutigen Manöver der Notenbanken seien nur möglich gewesen, weil die Inflationsraten nicht auf die Geldmengenschübe reagiert haben. Im Falle eines stärkeren Inflationsanstiegs können die Notenbanken mit weiterem Gelddrucken aber nicht zusätzlich die Inflation anheizen.

Bei hoher Inflation sind Realwerte gefragt
Zudem werde sich laut Ehrhardt zeigen, ob größere Konjunktureinbrüche oder Finanzkrisen auch dann noch von den Notenbanken erfolgreich gemeistert werden können, wenn die Inflationsraten nach oben schießen. Aktien und andere Sachwerte dürften aber in einem solchen Falle wesentlich aussichtsreicher und geschützter sein als Nominalwerte wie Anleihen. "Trotz aller Unsicherheiten über die zukünftige weltweite Konjunkturentwicklung erscheint es deshalb ratsam, in aussichtsreichen Aktien investiert zu bleiben. Inflationsgefahren oder auch geopolitische Risiken dürften sich mit einer soliden Aktienanlage am besten steuern lassen", erklärt Ehrhardt abschließend. (aa)