Der japanische Aktienmarkt verzeichnete im Januar und Februar Rückschläge. Die Enttäuschung über das relativ schwache Wachstum und zunehmende Zweifel an der aktuellen Wirtschaftspolitik hätten viele Investoren dazu veranlassten, japanische Aktien abzustoßen, heißt es vom Analysehaus Finance & Ethics Research. "Abenomics", oft als großes wirtschaftspolitisches Experiment beschrieben, stellt den Versuch dar, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einer unorthodoxen Wirtschaftspolitik wieder in Schwung zu bringen.

Im vergangenen Jahr wuchs das Bruttoinlandsprodukt in Japan um zwei Prozent. Diese Zahl dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die quartalsweise Wachstumsrate in 2013 immer stärker bis auf 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal fiel, sagen die Analysten. Trotz der starken Abwertung des Yen, die japanische Waren verbilligte, seien die Exporte zudem nicht wesentlich gestiegen. Die Versuche der Regierung, die Inlandsnachfrage zu stimulieren, hätten andererseits zu einem übermäßigen Wachstum der Importe geführt, die das Wirtschaftswachstum belasteten und zu einem rasch wachsenden Handelsdefizit führten.

Steigende Umsatzsteuer als Belastungstest
Die größte Bewährungsprobe für "Abenomics" komme indes erst noch: Anfang April 2014 wird die Regierung die Umsatzsteuer von fünf Prozent auf acht Prozent erhöhen. Das könnte den schwachen Aufschwung abwürgen, urteilt das Team von Finance & Ethics Research. Erinnerungen an die letzte Umsatzsteuererhöhung 1997 würden wach, die zusammen mit der Asienkrise dafür sorgte, dass Japan in die Rezession abrutschte. Die Kaufkraft werde 2014 stärker fallen als 1997, da die Nominallöhne nur minimal wachsen und Reallöhne in vielen Bereichen sogar fallen. Eine Steigerung der Exporte werde immer schwerer, weil viele japanische Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagerten. Letztlich hänge Japans Wirtschaftswachstum stark von der Stabilität der Konsumnachfrage ab.

Regierung und Zentralbank gerieten unter Druck, ein noch größeres Konjunkturprogramm zu starten. Eine unorthodoxe Geldpolitik allein reiche aber nicht aus. Premierminister Shinzo Abe müsse dringend Verwaltungs- und Wirtschaftsreformen anpacken. Abe habe zwar den Reformbedarf erkannt, kämpfe aber mit Widerständen selbst in seiner eigenen Partei. Das wichtigste Reformprojekt – die Sonderwirtschaftszonen, in denen Unternehmen von den Vorschriften befreit werden sollen, die die Wirtschaft in Japan bremsen – stecke noch in der Planungsphase. Abe müsse zudem dringend überlegen, wie mehr Frauen ermutigt werden können, zu arbeiten und wie Japan die Einwanderung fördern kann. (mb)