Ein Ende der Abwärtsbewegung ist an den Börsen noch nicht in Sicht, sagt Christian Jasperneite, Investmentchef bei M.M. Warburg & Co. Im aktuellen Kapitalmarkt-Kompass der Privatbank stellt er fest: "Aus fundamentaler Sicht sehen wir den Boden an den Aktienmärkten noch nicht erreicht und raten deshalb weiterhin zur Vorsicht."

Zum einen dürfte das Verhalten der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) die Märkte ausbremsen. Erst diese Woche erhöhte die Fed zum vierten Mal in Folge die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte. Da die Inflationsrate weiterhin hoch und der Arbeitsmarkt robust ist, sieht Jasperneite "wenig Spielraum für eine geldpolitische Lockerung". Zudem gebe es bereits Anzeichen für typische Zweitrunden-Effekte bei hoher Inflation: Arbeitnehmer und Gewerkschaften vereinbaren höhere Löhne, um auf die steigenden Preise zu reagieren, kurbeln sie damit aber gleichzeitig an, weil sie mehr Geld in Umlauf bringen. Das erhöht für Jasperneite noch den Druck auf die US-Notenbank. "Erst wenn die Fed ihre Rhetorik im Hinblick auf die künftige Zinsentwicklung ändert, ist das Ende des Zinsanstiegszyklus absehbar", prognostiziert Jasperneite.

Pessimistische Gewinnerwartungen
Zum anderen dürften Unternehmen künftig weniger Gewinn einfahren. Im dritten Quartal hatten 70 Prozent der Unternehmen im S&P 500 die Gewinnerwartungen übertroffen, auch Verluste seien dabei geringer ausgefallen als von Analysten erwartet. Doch die Gewinnerwartungen waren auch besonders tief angesetzt. Für das vierte Quartal zeigen sich Analysten und Unternehmensvertreter zunehmend pessimistisch. (fp)