Den Aktienmärkten könnten nach den zuletzt deutlichen Kursanstiegen überraschend starke Rückschläge bevorstehen, warnt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest aus Obertshausen in Hessen. "Das Thema Rezession wurde 2023 komplett ausgepreist aus den Kursen", erläutert Bente. "Doch auf der anderen Seite haben die Märkte damit eine gewaltige Fallhöhe aufgebaut." Selbst eine milde Rezession könnte die Kurse stark fallen lassen.

So habe der Aktienmarkt in der Vergangenheit durchaus öfter in die ein oder andere Richtung übertrieben. "Am Ende des Tages konnte er sich aber nicht von der makroökonomischen, konjunkturellen Realität dauerhaft entkoppeln", betont Bente. "Und je länger und je heftiger er sich zuvor entkoppelt hatte, desto größer wurde die Fallhöhe, wenn es dann doch zu dem realwirtschaftlichen Event einer Rezession kam."

Geschichte könnte sich reimen
Als Beispiel führt der Portfoliomanager die Entwicklung der späten 1990er Jahre an. "Damals ging es um Unternehmensgewinne und deren Einschätzung in Zeiten des neu entstehenden Internets", erläutert Bente. Unternehmen sollten ganz anders bewertet werden als in der gesamten Historie davor. "So wurde eine enorme Fallhöhe aufgebaut und die recht milde Rezession von 2001, die eigentlich einen so heftigen Bärenmarkt rein realwirtschaftlich gar nicht gerechtfertigt hätte, hat dann zum Platzen dieser Blase geführt", so Bente. "Der folgende Bärenmarkt war einer der heftigsten in der Geschichte."

Die aktuelle Situation sei zwar nicht mit den 1990er Jahren vergleichbar. "Wir haben keine solch ausgeprägte Euphorie und Kursexzesse", meint Bente. Jedoch seien die Anstiege 2023 ungewöhnlich groß für vorrezessive Umfelder gewesen. "Insofern wäre das der Punkt, an dem sich die Geschichte nicht exakt wiederholen, aber doch reimen könnte", sagt Bente. "Dass uns dieses Mal vielleicht auch eine milde Rezession bevorsteht, aber die Aktienmarktreaktionen nach unten heftig ausfallen könnten – wegen der aufgebauten Fallhöhe." (ert)