Die Zeiten von rekordverdächtigen Gewinnspannen, die Aktieninvestoren während der Nullzinsära erzielen konnten, gehen dem Ende zu. Möglicherweise vollzieht sich sogar bereits eine Zeitenwende, glaubt Robert M. Almeida Jr., Portfoliomanager und globaler Anlagestratege bei MFS Investment Management (MFS IM). "Deshalb sind wir der Meinung, dass die Volatilität an den Märkten in Zukunft eher zu- als abnehmen wird", schreibt er in einem aktuellen Marktkommentar.

Die Gewinnmeldungen seien zuletzt insgesamt zwar gut ausgefallen. Sowohl Unternehmen, die zyklische Konsumgüter produzieren, als auch Firmen, die Grundstoffe, Energie oder Investitionsgüter bereitstellen, äußerten jedoch bereits Bedenken im Hinblick auf zunehmende Belastungen. Dies sei nicht allzu überraschend, schließlich lägen die Kosten für Lebensmittel und Wohnen weiterhin hoch. Private Haushalte seien deshalb oft gezwungen, den Gürtel enger zu schnallen.

Sparen zugunsten von KI
Ähnliches gelte auch für die Wirtschaft: Um im Wettbewerb bestehen zu können, hätten viele Unternehmen in jüngster Zeit hohe Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) tätigen und an anderer Stelle sparen müssen. "Das haben in erster Linie Softwarehersteller zu spüren bekommen. Sie haben ihre Gewinnschätzungen verfehlt oder einen schwächeren als den erwarteten Ausblick gegeben", so Almeida.

Die Ausgaben der großen Anbieter von Cloud-Computing-Diensten für den Aufbau einer KI-Infrastruktur seien enorm. Die Prognosen überträfen die aktuellen Kosten sogar noch. "Allerdings braucht es Zeit, bis sich KI in Geschäftsprozessen niederschlägt", erklärt der Experte. 

Nicht ohne Risiko
"Wir sind der Meinung, dass sich diese Investitionen in den kommenden Jahren lohnen werden. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Ausblick ohne Risiko wäre", schreibt Almeida. In der Geschichte habe sich immer wieder gezeigt, dass in Technologieumbruchphasen im ersten Schwung erst einmal Überkapazitäten aufgebaut werden oder sich der Kapitaleinsatz verlangsamt. "Das kann sich wiederum auf die Umsätze und Gewinne in der KI-Zuliefererkette auswirken", befindet der Investmentstratege. Eine höhere Volatilität sei damit wahrscheinlich. (am)