Spätestens, seit Elon Musk mit seinen Twitter-Kanonaden die Kurse von Cyber-Devisen wie Bitcoin und Dogecoin zunächst befeuert und dann zum Absturz gebracht hat, bekommen Kryptowährungen reichlich Aufmerksamkeit von Privatanlegern. Verschwörungsfantasien wie die vermeintliche Abschaffung des Bargeldes haben Hochkonjunktur und befeuern das Interesse zusätzlich. Insgesamt steigt deshalb der Druck auf staatliche Institutionen, eigene Digitalwährungen in Umlauf zu bringen. Ein solches Vorhaben birgt allerdings vielfältige Gefahren, warnt Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg.

Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet bereits seit 2020 an einer digitalen Version des Euro. Peking ist schon einen großen Schritt weiter und testet eine eigene Digitalwährung in ausgewählten Städten. "Zweifelsohne ist digitales Geld eine Grundlage für weiteren Fortschritt", räumt Köbler ein. "Die Gewinne liegen in der weiteren Automatisierung, der effizienteren Zahlungsabwicklung und der Programmierbarkeit." Doch der Vermögensverwalter sieht durch staatliche Cyber-Devisen unterm Strich mehr Risiken als Chancen.

Freies Geld für freie Bürger
Erstens würden Digitalwährungen direkt bei der Zentralbank verbucht, die dadurch den Geschäftsbanken im Einlagengeschäft Konkurrenz machen würde. So könnte die Zentralbank unabsichtlich das Bankensystem destabilisieren. Zweitens sieht Köbler die Gefahr, dass Notenbanken durch eine Obergrenze für den Besitz von und Zahlungen mit digitalen Münzen das Konsumverhalten der Bürger beeinflussen könnten. "Der Bürger würde durch sein Zahlungsverhalten für staatliche Stellen transparent", warnt der Vermögensprofi zudem.

Fans des E-Euros sollten auch bedenken, dass die EZB die ungeliebten Minuszinsen bei einer digitalen Gemeinschaftswährung ohne große Mühe durchsetzen könnte. "Ein digitaler Euro darf das Bargeld und die damit gewonnene Freiheit eines jeden einzelnen nicht gefährden und nur eine Ergänzung zum bisherigen Zahlungssystem darstellen", positioniert sich Köbler deshalb klar. "Frei zirkulierendes Geld ist ein Garant für eine freiheitliche Gesellschaft und eine transparente Wirtschaftsordnung." (fp)