Die gestiegenen Zinsen hinterlassen Bremsspuren bei der Kreditvergabe: "Die Kreditmaschinerie beginnt zu stocken", sagt Beat Thoma, Anlagechef bei Fisch Asset Management. Gleichzeitig zeige der Dienstleistungssektor in den USA und Europa erste Schwächen. Das belaste Arbeitsmärkte und Konjunktur. Thoma warnt: "Beides ist an den Finanzmärkten aktuell noch nicht vollständig eingepreist."

Die jüngsten, noch sehr starken Quartalszahlen für das US-Wirtschaftswachstum von annualisiert 4,9 Prozent basieren seiner Einschätzung nach auf Sonderfaktoren wie dem enormen Fiskalimpuls der US-Regierung, dem Abbau von hohen Überschussersparnissen sowie einer verzögerten Wirkung der restriktiven Geldpolitik. Er sagt: "Diese Faktoren nehmen jetzt aber schnell ab. Damit kommt es zu einer Kumulation von dämpfenden Kräften, die bald zu deutlich tieferen Wachstumsraten führen dürften."

Der Weltwirtschaft drohen negative Rückkopplungen
Eine Abschwächung in den USA dürfte weltweit spürbar werden. Schon jetzt befindet sich Europa nahe einer Rezession. Erwähnenswert: Auch der schwedische Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe gibt nach. "Dieser Index war historisch stets ein guter Indikator für die globale Konjunktur, da Schweden einen Vorlauf bei globalen Lieferketten hat", so Thoma. Er befürchtet zudem negative Rückkopplungseffekte mit einer weltweit anhaltend restriktiven Geldpolitik und sinkender Liquidität, fallenden Geldmengen und rückläufiger Kreditvergabe durch die Banken. 

Aufgrund der sich global abkühlenden Konjunktur, moderaten Inflationserwartungen, stark deflationärer Geldpolitik und rückläufigen Inflationsraten dürfte der Zinszyklus sowohl am kurzen wie auch langen Ende der Zinskurve bald seinen Höhepunkt erreichen. Und im Falle einer stärkeren Rezession ist seiner Einschätzung nach in nächster Zeit sogar wieder mit fallenden Sätzen zu rechnen. Thoma sagt: "Der insgesamt weit fortgeschrittene Zinszyklus begünstigt Unternehmensanleihen, deren aktuell attraktive Renditen einen Risikopuffer bieten." (jh)