Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch in der Finanzbranche ist das Thema omnipräsent – ist das zu viel des Guten? Diese Frage stellte Edda Schröder, Geschäftsführerin und Gründerin von Invest in Visions, zur Eröffnung der jährlich stattfindenden Veranstaltungsreihe "Impact Investing – Time to Discuss" am 17. September 2019 in Frankfurt. Der Begriff der "Nachhaltigkeit" setze das Handeln in Bezug zu den Lebensbedingungen der Menschen in der Zukunft, so Schröder. Spätestens mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen sind auch die Finanzbranche und das Interesse an nachhaltigen Investitionen in den Fokus gerückt. Allein in den Entwicklungsländern liege die jährliche Finanzierungslücke, die zum Erreichen der SDGs geschlossen werden müsse, bei unglaublichen 2.500 Milliarden US-Dollar, so Schröder in ihrem Impulsvortrag.

Kontroverse Diskussionen mit Referenten und Gästen
Rund 70 Teilnehmer und vier ausgewiesene Experten: Die Bandbreite der Themen war groß. So sprach Alexander Bassen, Professor an der Universität Hamburg und Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, über die politischen Rahmenbedingungen und regulatorischen Initiativen auf europäischer Ebene. Der Finanzsektor wird sich in naher Zukunft intensiv mit Aspekten der Regulierung und Kriterien zur Umsetzung nachhaltiger Kapitalanlagen auseinandersetzen müssen, so Bassen. Dies konnte Christian Waigel nur bestätigen. Der auf Kapitalmarktrecht spezialisierte Rechtsanwalt ist sich sicher, dass die Entwürfe, wie sie derzeit für die Mifid-II-Ergänzungen formuliert sind, die Finanzinstitute vor große Herausforderungen stellen werden.

Nachhaltigkeitstransformation im Finanzsektor?
Barbara Scheck, Professorin an der Munich Business School, beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der Messbarkeit von wirkungsbezogenen Investitionen. Oftmals sei die Wirkung von Impact Investments mehrdimensional und müsse über Generationen gemessen werden. Ein schwieriges Unterfangen, aber es gebe Wege. Der Zukunftsforscher Professor Harald Welzer untermauerte in seinem Vortrag, dass die Nachhaltigkeitstransformation im Finanzsektor mit einem tiefgreifenden kulturellen und gesellschaftlichen Wandel einhergehen müsse.

Die positive Resonanz der Gäste und die anregenden Diskussionen haben gezeigt, dass es auch weiterhin einen großen Gesprächsbedarf rund um das Thema nachhaltiger Kapitalanlagen geben wird. (fp)