In der Vergangenheit war eine Inversion der Zinsstrukturkurve stets ein zuverlässiger Rezessionsindikator. Diesmal aber könnte der Schein trügen, warnt Seema Shah, Chefstrategin von Principal Global Investors. Zwar entwickelt sich die US-Wirtschaft tatsächlich schwach und die Geschäftstätigkeit der Unternehmen deutet auf eine weitere Verlangsamung hin. Zugleich ist das Verbrauchervertrauen aber fest, wie die Einzelhandelsumsätze in der vergangenen Woche sowie gute Unternehmenszahlen aus dem Konsumgütersektor zeigen. "Solange die Verbraucher stark sind, halte ich es für schwierig, eine Rezession vorherzusagen", sagt Shah.

Sofern der Handelskrieg nicht eskaliert, dürften die Stärke der US-Konsumenten und der Schwenk der US-Notenbank Fed Anfang 2019 die US-Wirtschaft bis Ende 2019 unterstützen, ist die Expertin überzeugt. Viel mehr als die Inversion der Zinskurve beunruhigt Shah das Absinken der Renditen von 30-jährigen US-Staatsanleihen unter die Zwei-Prozent-Grenze. "Der Markt glaubt, dass die Inflation wahrhaftig tot ist, dass eine wirklich lange Phase niedriger Zinsen bevorsteht, und die Investoren verlieren das Vertrauen in die Fed, die Wirtschaft zu stabilisieren", sagt die Expertin.

Der Druck steigt
Ein Großteil des Abwärtsdrucks auf die Renditen kommt ihrer Einschätzung nach von außerhalb der USA, vor allem aus China und Europa. Das zeige sich auch in Deutschland, wo die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen wegen der sich eintrübenden Konjunktur unter minus 70 Basispunkte gefallen sind. "Angesichts verbreiteter Negativrenditen am Anleihemarkt suchen die Investoren nach Rendite – und Sicherheit –, wo immer sie können", sagt Shah. Das übe auch Druck auf die Renditen von US-Staatsanleihen aus. Und dies wiederum führe zu verstärkten Sorgen um die Gesundheit der US-Wirtschaft. (fp)