Steigende Preise belasten derzeit die Budgets vieler Menschen. Auch auf Finanzanlagen hat die Geldentwertung großen Einfluss. Denn die Entwicklung der Inflation spült, je nach Verlauf, mal die eine und mal die andere Anlageklasse in die Höhe – und drückt andere in den Keller. Dies zeigt eine Analyse der Fondsgesellschaft Alliance-Bernstein, die den Verlauf der verschiedenen Kategorien seit 1960 untersuchte. "In der Vergangenheit waren Phasen hoher Teuerung eine erhebliche Belastung für die Performance unterschiedlicher Anlagesegmente", sagt Karen Watkin, Portfoliomanagerin bei Alliance-Bernstein.

"Rasch steigende Preise beeinträchtigen die realen Renditen und lassen den Anlegern nur wenige Möglichkeiten, sich zu verstecken", sagt Watkin. So lagen die inflationsbereinigten Renditen sowohl von Aktien als auch von Staats- und Unternehmensanleihen in Zeiten hoher Inflation deutlich unter dem historischen Durchschnitt. Ein gemischtes Portfolio brachte seit 1960 im Schnitt eine jährliche Rendite von 5,5 Prozent ein. In Phasen hoher Inflation waren es nur 3,1 Prozent.

Nur ein Zufluchtsort
Doch damit nicht genug: "In Zeiten hoher Inflation war der Trend der Inflation ebenso wichtig wie ihre Höhe", beobachtet Watkin. Bei hoher und steigender Inflation verzeichneten Aktien, Kredite und US-Staatsanleihen negative reale Renditen. Ein gemischtes Portfolio fuhr in solchen Phasen ein Minus von 3,8 Prozent ein. "In einem solchen Umfeld preisen die Märkte künftige Zinserhöhungen ein, was zu steigenden Staatsanleiherenditen führt, die den Anleiherenditen im Allgemeinen schaden", erläutert die Alliance-Bernstein-Expertin. "Steigende Renditen belasten auch die Wachstumsaussichten, was zu einer unterdurchschnittlichen Performance von Aktien führt."

Lediglich Rohstoffe boten einen Zufluchtsort. Sie brachten bei hoher Inflation ein Plus von 7,5 Prozent, bei hoher und steigender Inflation sogar einen Gewinn von 18,3 Prozent ein. "Aktien und festverzinsliche Wertpapiere neigen dazu, sich bei hoher und steigender Inflation stärker aneinander zu orientieren, was die traditionellen Diversifizierungsvorteile von Anleihen verringert", beobachtet Watkin. "Die Anleger tendieren dann zu realen Vermögenswerten wie Rohstoffen, die sich bei selektivem Einsatz als wirksame Inflationsabwehr erwiesen haben."

Wohin geht der Trend?
Ganz anders sah das Bild jedoch in Phasen hoher, aber tendenziell sinkender Inflation aus. In diesen Zeiträumen fuhren Aktien, aber auch Staatsanleihen und mit Abstrichen auch Unternehmensbonds deutliche Gewinne ein. Bei Aktien waren es im Schnitt sogar 13,3 Prozent pro Jahr. "Rohstoffe hingegen erwirtschafteten in Zeiten hoher und fallender Inflation tendenziell negative Realrenditen", betont Watkin.

Anleger sollten daher genau abwägen, ob die Teuerungsraten nunmehr ihren Höhepunkt erreicht haben. Alliance-Bernstein hält es für wahrscheinlich, dass ein Übergang von hohen zu gleichzeitig aber sinkenden Inflationsraten ansteht. Die Gesellschaft werde daher bei Multi-Asset-Portfolios das Aktienengagement wieder ausweiten. "Langfristige Engagements in Rohstoffe erscheinen dagegen angesichts des sich verlangsamenden Wachstums, der Angebotsanpassungen und der möglichen Verschiebung des Inflationsregimes jetzt deutlich weniger attraktiv", resümiert Watkin. (ert)