Die Zinswende, ausgelöst durch die rasch steigende Inflation, war die große Zäsur des Börsenjahres 2022. Wer in naher Zukunft erfolgreich investieren möchte, sollte daher zumindest eine grobe Vorstellung davon haben, wie sich die Teuerungsraten und die Leitzinsen entwickeln werden. Kein Wunder also, dass auch Bert Flossbach und seine 300 Kollegen vom Asset Manager Flossbach von Storch mögliche Szenarien diskutieren, verantworten sie mittlerweile doch Portfolios im Wert von rund 70 Milliarden Euro für Privatanleger und institutionelle Investoren.

In seinem soeben erschienenen Kapitalmarktbericht skizziert der Vermögensverwalter daher mehrere mögliche Szenarien für die Inflationsentwicklung und die Reaktion der Notenbanken. Am wahrscheinlichsten erscheint es den Finanzprofis, dass die Inflation zwar ihren Höhepunkt überschritten hat, sich aber als hartnäckig erweist: "Der Rückgang der Energiepreise endet. Die Löhne steigen weiter deutlich an, und die Kerninflation bleibt über vier Prozent. Die Notenbanken erhöhen die Zinsen weiter, wenngleich nur noch in kleinen Schritten", umschreibt Flossbach dieses Szenario. In den USA rechnet der Vermögensverwalter mit einem Leitzins von 5,25 bis maximal sechs Prozent, in der Eurozone mit einem EZB-Einlagenzins von maximal vier Prozent.

"Dauerhaft höhere Inflationsraten"
"Der demografisch bedingte Arbeitskräftemangel, teure Umweltauflagen und Energieabgaben treiben die Kosten und Konsumentenpreise. Das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbanken rückt in weite Ferne", erläutert Flossbach seine Arbeitshypothese weiter. "Die Notenbanken bitten um Geduld. Ihre Glaubwürdigkeit leidet. Arbeitnehmer, Konsumenten, Gewerkschaften und Unternehmen richten sich zunehmend auf dauerhaft höhere Inflationsraten ein." Daraus ergeben sich seiner Meinung nach drei Kernthesen und vier Implikationen für die Anlagestrategie – siehe die Bilderstrecke oben. (bm)