Auf ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstag (9. September) hat die Europäische Zentralbank (EZB) in Aussicht gestellt, das Tempo ihrer Anleihekäufe leicht zu drosseln. Die Währungswächter legen allerdings Wert auf die Feststellung, dass es sich bei diesem Schritt nicht um ein Tapering handelt, die Käufe also nicht zurückgefahren werden sollen. Auch der Leitzins bleibt unverändert bei null. EZB-Chefin Christine Lagarde betrachtet die deutlich gestiegene Inflation nach wie vor nicht als Problem. Laut "Handelsblatt" bekräftigte sie, dass die hohen Teuerungsraten auf vorübergehende Effekte zurückzuführen seien: die post-pandemische Wirtschaftserholung, einen "Flaschenhalseffekt" in der Produktion und einen Boom im Dienstleistungssektor.

Die jüngste Inflationsentwicklung lässt die Währungswächter indes nicht völlig kalt. Lagarde kündigte an, mögliche Zweitrundeneffekte der Preissteigerungen, etwa durch anziehende Löhne, zu analysieren. Damit wollte sie offensichtlich klarstellen, dass die Notenbank mögliche Inflationsrisiken ernst nimmt, kommentiert das "Handelsblatt". Erst im August hatte die EZB unfreiwillig einen gegenteiligen Eindruck erweckt, als sie ihr langjähriges Inflationsziel kurzerhand aufweichte, sodass sie nun trotz höherer Inflationsraten an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten kann.

Aufräumarbeiten dauern an
Das Pandemie-Anleihekaufprogramm PEPP soll, wie die EZB bestätigte, bis mindestens Ende März 2022 weiterlaufen, auf jeden Fall aber bis zum Ende der Corona-Pandemie. Die Lage habe sich zuletzt zwar eindeutig verbessert, sagte Lagarde in Frankfurt laut einem Bericht des Newsportals t-online. Für das laufende Jahr erwartet die Notenbank im Währungsraum ein Wachstum von fünf Prozent, im kommenden Jahr 4,6 Prozent. Es wird laut Lagarde aber noch eine Weile dauern, bis der wirtschaftliche Schaden durch die Corona-Pandemie behoben ist. (fp)