Die Zeiten, in denen Arbeitnehmer von 9 bis 17 Uhr im Bürohochhaus sitzen, nähern sich dem Ende. Immer mehr Menschen arbeiten zumindest zeitweise von zuhause aus – das Internet macht’s möglich. Nach einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung werkeln in Dänemark, Finnland und Luxemburg bereits 20 bis 28 Prozent der Arbeitnehmer teilweise im Home Office. In Deutschland sind es bislang nur sieben Prozent.

In den kommenden Jahren dürfte die Zeit der Home-Office-Arbeiter weiter steigen. Das wird auch den Markt für Büroimmobilien von Grund auf verändern, prophezeit Bernhard Berg, Geschäftsführer des Immobilienunternehmens Corpus Sireo, in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt".

Immer mehr junge Menschen wollen selbst entscheiden, wann und wie sie arbeiten, ist Berg überzeugt. Einen guten Teil ihrer Arbeitszeit wollen sie nicht im Büro verbringen. Der Arbeitnehmer von morgen will vor allem flexibel sein. "Wir werden deshalb Quartiere benötigen, in denen die Menschen zugleich leben, arbeiten und einkaufen können", so der Immobilienspezialist. "Geschäfte, Restaurants und Bars, dazu Bürotrakte und Wohnungen, ob übereinander oder nebeneinander, das ist der Mix der Zukunft."

Reine Wohnsiedlungen sind vorübergehendes Phänomen
Reine Büroburgen wie die City Süd in Hamburg oder die Bürostadt Frankfurt-Niederrad würde heute niemand mehr planen, erklärt Berg im Interview. "Dass in einigen Städten wieder große abgeschottete Wohnsiedlungen geplant werden, ist nur ein vorübergehender Rückschritt aus purem Aktionismus angesichts der Probleme mit den hohen Mieten."

Die Zukunft zeige sich in neuen Mix-Immobilien: In Frankfurt entsteht etwa der erste Wohnturm mit Bürotrakten in den unteren Stockwerken. Und in Schweizer Ballungsräumen wachsen ganze Mix-Quartiere mit Wohnungen, Büros, Restaurants, Kinos und Einzelhandel.

Nicht nur der Bedarf an klassischen Büro-Immobilien in Innenstadtlagen werde abnehmen, meint Berg: "Die durchschnittliche Größe nachgefragter Wohnungen dürfte ebenfalls schrumpfen. Junge Arbeitnehmer sind weniger konsumorientiert als frühere Generationen. Sie wollen keinen materiellen Ballast, sondern flexibel sein." (fp)