Die Solvency-II-Regeln mit ihren strengeren Aufsichts- und Kapitalvorgaben gelten seit 2016. Bereits im Vorfeld hat eine deutliche Marktbereinigung stattgefunden. Zwischen 2011 und Ende 2016 sind 16 Prozent der Versicherungsunternehmen in Österreich vom Markt verschwunden. Statt 106 Unternehmen waren es 2016 nur noch 89. Das zeigen die Daten aus dem aktuellen FMA-Lagebericht zur Versicherungswirtschaft 2017.

Heuer hat die Konsolidierung indes eine Pause eingelegt. Der Bericht, der die Zahlen bis zur Jahresmitte 2017 inkludiert, zeigt keinen weiteren Rückgang. Auch, wenn hier die kürzlich bekannt gegebene Fusion der s-Versicherung mit der Wiener Städtischen nicht berücksichtigt ist, war das Jahr damit sehr ereignisarm, im Vergleich zu den Vorjahren.

Wenige kontrollieren mehr
Der Trend ist aber klar: Immer weniger Große versammeln die Marktanteile auf sich. Die Konsolidierung hat dazu geführt, dass der Anteil der drei größten Unternehmen an den verrechneten Prämien (direkte und indirekte Gesamtrechnung) seit 2011 von gut 30 auf über 44 Prozent gestiegen ist. Allein auf die zwei österreichischen Riesen VIG und Uniqa entfallen mehr als zwei Drittel aller Assets, heißt es bei der FMA.

Ende Juni 2017 verwalten die Versicherungsunternehmen ein Vermögen in Höhe von 131 Milliarden Euro. Die Portfolios sind durch den hohen Anleihenanteil (knapp 60 Prozent) stabil, wie es bei der FMA heißt. Allerdings schaut die Behörde hier kritisch hin. Denn die heimischen Versicherer halten im europäischen Vergleich weniger Staatsanleihen, dafür aber mehr Finanzsektor-Anleihen.

Bankanleihen unter Beobachtung
Der Anteil der Staatsanleihen am verwalteten Vermögen liegt bei rund 14 Prozent in Österreichs Versicherern, bei großen europäischen Pendants hingegen bei über 30 Prozent. Bei den Finanzsektor-Anleihen hingegen halten die Versicherer in Österreich einen Anteil von rund 15 Prozent verglichen mit nur zehn Prozent bei den großen europäischen Versicherungsunternehmen. Und über 60 Prozent dieser Finanzsektor-Anleihen sind bail-in-fähig. Das heißt, bei einer Sanierung- oder Abwicklung wird das Geld der Gläubiger zur Sanierung herangezogen.

Auch wenn seit 2012 in Vorbereitung auf Solvency II die bail-in-fähigen Holdings reduziert wurden, beobachte man diese Verflechtung mit dem Finanzmarkt genau, heißt es bei der FMA.

Verflechtungen bei Fondsinvestments
Auch bei Fondsinvestments seien Verflechtungen mit dem österreichischen Finanzmarkt ein Thema: "Viele, vor allem kleinere Versicherungsunternehmen, haben mehr als 50 Prozent des Gesamtportfolios über Fonds investiert. Rund 80 Prozent des gesamten in Fonds investierten Vermögens ist in österreichischen Fonds", schreiben die Regulatoren in ihrer Untersuchung.

Generell bemerkt die Behörde, dass besonders kleinere Versicherungsunternehmen ihre Investments über Fonds als Konsequenz aus Solvency-II-Vorgaben ausgebaut haben: Die Fonds-Investments der Kleinen "betragen bis zu mehr als 90 Prozent des Gesamtportfolios und werden häufig in Form von Spezialfonds verwaltet. Fonds eignen sich auch für taktische Positionierungen im Rahmen von Search For Yield", so die Aufseher. Außerdem können für diese unter bestimmten Voraussetzungen erleichterte Eigenmittelanforderungen zur
Anwendung kommen.

Dazu kommt, dass bei Spezialfonds in 100t-prozentigem Eigentum die Ausschüttungen je nach Liquiditäts- und Ertragsbedarf gesteuert werden können. "Insgesamt gibt es Anzeichen, dass einige Spezialfonds Leverage und Wertpapierfinanzierungsgeschäfte im Zusammenhang mit Search For Yield einsetzen. Die FMA verwendet deshalb unter anderem das vierteljährliche AIFMG Reporting zur Überwachung riskanter Investments innerhalb von Spezialfonds", heißt es.

Umschichtung innerhalb von Anlageklassen
Die Solvecy-II-Regulierung habe teilweise das Anlageverhalten der Versicherer verändert:  "Mit der Umsetzung von Solvency II gilt seit 1.1.2016 auch in Österreich das Prudent-Person-Prinzip für die Kapitalveranlagung, welches durch den Wegfall von vorgegebenen Veranlagungskategorien und Anlagelimits den VU einen wesentlich größeren Spielraum in der Asset-Allokation gibt". Während es dadurch in der Portfoliozusammensetzung kaum zu Verschiebungen kam, bemerke man aber sehr wohl ein moderates "Search-For Yield-Verhalten" weil innerhalb von Anlageklassen umgeschichtet wird (zum Beispiel in Nachranganleihen, niedrigere Rating-Kategorien, Staats- vs. Unternehmensanleihen). Wie in anderen Ländern sei auch hierzulande eine Verschlechterung in der Rating-Struktur festzustellen, welche auch auf Downgrades zurückzuführen ist.

"Insgesamt ist ein zunehmendes Interesse an Immobilien, neuartigen/alternativen Anlagen und weniger liquiden Anlagen zu verzeichnen. Viele Versicherungsunternehmen haben Pläne, Immobilien-Investments zukünftig zu verstärken. Schon jetzt ist mit acht Prozent der Median-Allokation das Immobilien-Exposure in Österreich insgesamt höher als in anderen Ländern. Einige Versicherungsunternehmen investieren über Projektgesellschaften oder indirekt über Darlehen in Immobilien, für kleinere Versicherungsunternehmen attraktiv sind Immobilien-Fonds. Einige Versicherungsunternehmen haben Pläne die Allokation zu Private Equity zu erhöhen; geplant sind Zielquoten bis zu acht Prozent. Die Allokation der österreichischen Versicherungsunternehmen in börsennotierte Aktien ist im europäischen Vergleich geringer. Während die EIOPA zum Teil antizyklische Investments in Aktien feststellt, wurde infolge des geringen und häufig über Fonds investierten Volumens kein solcher Trend für Österreich festgestellt", heißt es. (eml)