Die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird zur Gefahr für die Eurozone, warnt Clemens Fuest, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo. "Dadurch, dass die EZB die Staatsanleihen in der Eurozone garantiert, erlauben wir anderen Ländern, sich stärker zu verschulden, als gut ist", sagte er im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Das treibe den deutschen Exportüberschuss. "Wir müssen uns überlegen, ob das die richtige Politik ist."

Die Notenbank sollte ihr Anleihekaufprogramm dringend beenden, so Fuest. "Aber nicht von einem auf den anderen Tag mit der Folge, dass die südeuropäischen Staaten in die Pleite rutschen. Wir müssen daran arbeiten, dass wir in eine Situation kommen, in der wir diese Garantie nicht mehr brauchen." Dann würden sich auch die Ungleichgewichte inklusive Leistungsbilanzüberschuss ausbalancieren.

Deutsch-französische Freundschaft soll es richten
Um die Eurozone zu stabilisieren, wünscht sich der Ifo-Ökonom eine gemeinsame Haftung für Schulden, sozusagen ein gemeinsames Budget. Frankreichs neu gewählter Präsident Emmanuel Macron möchte sogar ein Eurozonen-Parlament. Deutschland will dagegen eher Risiken reduzieren, die Eigenkapitalbasis der Banken stärken und im Notfall private Banken-Gläubiger an einer Rettung beteiligen. "Da muss man sich annähern", so Fuest. "Aber das kann gelingen." (fp)