Das Coronavirus wütet weiter. Aus Angst, die hochansteckende Lungenkrankheit weiter zu verbreiten, überlegen viele Unternehmen, ob sie Veranstaltungen mit tausenden Teilnehmern noch verantworten können. Die wachsenden Bedenken könnten bald auch zur Absage von Aktionärstreffen führen. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) haben die im deutschen Leitindex Dax vertretenen Konzerne hinter den Kulissen bereits Abstimmungen darüber getroffen, ob die Hauptversammlungen wie geplant stattfinden sollen.

Grundsätzlich müssen alle an der Börse notierten Konzerne ihre Anteilseigner in den ersten acht Monaten nach Abschluss des Geschäftsjahres zu einer Hauptversammlung einberufen – andernfalls verletzt der Vorstand seine Pflichten. Die Aktionärstreffen, die traditionell überwiegend von Ende März bis Ende Mai stattfinden, können also maximal bis zum Sommer verschoben werden, berichtet die FAZ.
 
Online-Hauptversammlung ist problematisch
Doch manchmal lässt die Geschäftslage einen solchen Aufschub nicht zu, weil strategisch wichtige und damit zustimmungspflichtige Entscheidungen anstehen. In diesen Fällen kursiert in den Reihen der Dax-Konzerne der Vorschlag, die Hauptversammlung nicht als Präsenzveranstaltung zu veranstalten, sondern online. Laut Gesetz ist das möglich – sofern die Online-Hauptversammlung in der Satzung des Unternehmens ausdrücklich vorgesehen ist. Die meisten Konzerne lassen bisher online aber nur eine sogenannte Briefwahl zu, berichtet die FAZ.

Die größte Schwierigkeit besteht zudem darin, das dem Aktionär zustehende Frage- und Rederecht auf der Hauptversammlung auch übers Netz zu gewährleisten. "Es ist nach unserem Kenntnisstand nicht möglich, eine Hauptversammlung nur online abzuhalten", zitiert die FAZ Thomas Fischer von der Aktionärsvereinigung DSW. Laut Christoph Seibt von der Anwaltskanzlei Freshfields sei aber denkbar, die Hauptversammlung in mehreren kleinen Räumen zu organisieren, die per Video-Übertragung miteinander verbunden sind. (fp)