Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, räumte zwar ein, dass die durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ausgelöste Situation die Kreditvergabe einschränken und ähnliche Wirkungen wie eine Zinserhöhung haben könnte, erklärte aber: "Mein Gefühl sagt mir, dass wir auf Kurs bleiben sollten."

Auch die Ankündigung einer überraschenden Produktionskürzung durch die Opec+ am Sonntag (2.4.) dürfte keine großen Auswirkungen auf den weiteren Zinspfad haben, so der zu den Falken im Rat zählende österreichische Zentralbankchef. "Vorerst ist ein wenig Optimismus zurückgekehrt, aber es gibt immer noch eine gewisse Unsicherheit", sagte Holzmann in einem Interview in Wien. "Wenn die Dinge im Mai nicht wirklich schlimmer geworden sind, denke ich, können wir uns weitere 50 Basispunkte leisten."

Der Euro konnte nach Holzmanns Kommentaren gegenüber dem US-Dollar zulegen. "Wenn sich kein gesellschaftlicher Konsens zur Eindämmung der Inflation abzeichnet, müssen wir mehr tun, um sie zu bewirken", ergänzte er.

Spärliche Prognosen
Holzmanns Äußerungen gehören zu den konkretesten, was die nächsten Schritte der EZB angeht. Die meisten seiner Ratskollegen scheuen sich davor, angesichts der großen Unsicherheit Prognosen abzugeben. Eine wachsende Zahl von Mitgliedern vertritt jedoch die Ansicht, dass der aggressivste Zinserhöhungszyklus in der Eurozone nach der Straffung der Geldpolitik um 350 Basispunkte seit Juli kurz vor seinem Ende stehen könnte.

Das litauische Ratsmitglied Gediminas Simkus sagte am Montag (3.4.), dass der "Großteil" der Zinserhöhungen der EZB vorbei sei, und schloss sich damit ähnlichen Äußerungen von Francois Villeroy de Galhau, Chef der französischen Zentralbank, an. Griechenlands Yannis Stournaras sagte in einem am Sonntag (2.4.) veröffentlichten Kommentar: "Ich habe das Gefühl, dass wir uns dem Ende nähern."

Auch für die Anleger ist das Ziel in Sicht: Die Geldmärkte wetten darauf, dass der Einlagensatz, der derzeit bei drei Prozent liegt, seinen Höchststand bei etwa 3,6 Prozent erreichen wird. Sie sehen jedoch nur eine Erhöhung von etwa 25 Basispunkten im Mai.

Gebremste Kreditvergabe
Holzmann sagte, die von den Vertretern der EZB an den Tag gelegte größere Vorsicht sei nicht die Folge "finanzieller Dominanz" oder Angst davor, dass höhere Kreditkosten das Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen könnten. "Da die Finanzmärkte vorsichtiger mit ihrem Kreditangebot geworden sind, können wir weniger tun", meinte der österreichische Notenbankchef und führte Schätzungen an, wonach die jüngsten Turbulenzen die Kreditvergabe um das Äquivalent von 0,5 bis 1,5 Prozentpunkten an Zinserhöhungen bremsen könnten. (mb/Bloomberg)