Angesichts der hartnäckigen Inflation seien weitere Straffungen der Geldpolitik nicht auszuschließen, sagte Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Er verwies darauf, dass Lohnverhandlungen und steigende Ölpreise den Rückgang der Teuerung im Euroraum bedrohten. "Es gibt Schocks, die uns zwingen könnten, höher zu gehen", so Holzmann, der im EZB-Rat als Falke gilt, am Dienstag (26.9.) bei einer "Bloomberg"-Veranstaltung in Wien. "Die Inflation muss unter Kontrolle gehalten werden – und dafür sind wir hier."

Die Tauben im EZB-Rat sind bereits der Meinung, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht haben und nicht weiter angehoben werden sollten, da die Konjunktur im Euroraum schwächelt. Die Falken wollen die Straffung noch nicht für beendet erklären angesichts der weiter bestehenden Inflationsrisiken – unter anderem vonseiten der Ölpreise. Er wäre "froh, das Niveau oben zu halten", wenn die Wirtschaft stark genug sei, erklärte Holzmann.

Banges Warten auf die Verbraucherpreisdaten
Die in dieser Woche anstehenden Verbraucherpreisdaten für September werden zeigen, wie stark die bisherigen Zinsanhebungen die Inflation gedrückt haben. Die ersten Zahlen kommen am Donnerstag (28.9.) unter anderem aus Deutschland, wo Ökonomen mit einer Abschwächung rechnen. Euroraum-Daten werden am Freitag vorgelegt.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte zu Wochenbeginn, dass die Zinsen so lange hoch bleiben werden, wie es zur Zähmung der Preise erforderlich ist – selbst wenn die Konjunktur schlingert.

In Bezug auf die Bilanzverkürzung der EZB sagte Holzmann, er befürworte "bald" eine Debatte über eine mögliche Beschleunigung des Endes der PEPP-Reinvestitionen. Direkte Verkäufe von Wertpapieren aus dem APP-Portfolio seien hingegen nicht sinnvoll, da dann Bewertungsverluste realisiert würden. (mb/Bloomberg)