"Wir denken nicht, dass es für den Einstieg in Hochzinsanleihen zu spät ist", meint Jeremy Cunningham, Senior Portfolio-Manager Fixed Income Europe bei ACMBernstein. "Denn die Erträge befinden sich im historischen Vergleich weiterhin auf hohem Niveau. Sowohl in Europa als auch in den Emerging Markets bieten diese Anleihen den Investoren weiterhin gute Chancen." Im Unterschied zum vergangenen Jahr wird es in 2013 allerdings wichtiger, die Spreu vom Weizen trennen zu können. "Angesichts der verbesserten wirtschaftlichen Aussichten und der Tatsache, dass viele Unternehmen ihre Schulden deutlich reduzieren konnten, erwarten wir tendenziell bessere Bonitätseinstufungen. Das nimmt Einfluss auf die Auswahl der Anleihen", erläutert Cunningham.

Vier Gründe, warum keine Blase droht
Eine Blasenbildung schließt der Portfolio-Manager aus mehreren Gründen aus: "Erstens erwarten Anleger vom Hochzinsmarkt kein ständig steigendes Wachstum, wie es beispielsweise im Jahr 2000 bei der 'New Economy'-Spekulationsblase der Fall war. Zweitens ist der vermehrte Kauf von sogenannten High-Yield-Anleihen weniger auf ein Horten dieser Papiere als auf den Mangel an Alternativen zurückzuführen." In Zeiten, in denen Staatsanleihen geringe oder gar negative Realzinsen bringen, der Aktienmarkt äußerst volatil ist und der Schock der Finanzkrise vielen Anlegern noch in den Knochen sitzt, seien Hochzinsanleihen derzeit eine der wenigen Anlageklassen, mit denen tatsächlich ein verlässlicher Gewinn erwirtschaftet werden kann. "Drittens überzeugt die finanzielle Stärke des Sektors – die Bilanzen vieler Unternehmen sehen mittlerweile deutlich ausgeglichener aus als noch vor kurzer Zeit. Zudem gehen wir davon aus, dass die meisten Unternehmen ihren Verpflichtungen pünktlich nachkommen werden – und nicht zuletzt spricht viertens die Ausgabesituation eindeutig gegen eine Blasenbildung. Wir beobachten derzeit ein sich ausweitendes Angebot von Hochzinsanleihen, das hauptsächlich auf die Ablösung von Bankkrediten zurückzuführen ist", so Cunningham. Der Großteil der ausstehenden Anleihen beläuft sich auf rund fünf Jahre.

Neue Generation von High-Yield-Fonds für konservativere Anleger
So sei zu erwarten, dass es weiterhin Chancen im Hochzinsanleihen-Segment gibt. Anleger sollten jedoch nicht vergessen, dass die Papiere immer auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko mit sich bringen. Daher gilt es, die Fundamentaldaten der ausgebenden Unternehmen vor der Entscheidung für eine Investition sehr genau zu prüfen und von einer globalen Diversifikation zu profitieren. Für konservativere Anleger in diesem Bereich gibt es eine neue Generation von High-Yield-Fonds. Zur weiteren Absicherung des Portfolios werden hier Anleihen mit geringer Laufzeit gekauft. Zudem wird der Fokus auf höherwertige Hochzinsanleihen gelegt und die Nutzung von methodischen Hedging-Strategien angewendet. "Mit diesen Strategien wird es möglich, das Risiko deutlich zu minimieren – und trotzdem an der positiven Entwicklung der Anlageklasse teilzuhaben", erklärt Cunningham abschließend. (mb)