Der durchschnittliche Zins für neu vergebene Kredite sowie auf die Einlagen an Unternehmen und private Haushalte lag im Dezember 2016 bei 1,79 beziehungsweise 0,33 Prozent. Das waren um elf respektive acht Basispunkte weniger als ein Jahr davor. "Die EZB-Nullzinspolitik ließ die Geldmarktzinssätze und die Kundenzinssätze auf neue Tiefststände fallen", so Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik bei der Österreichischen Nationalbank (OeNB).

Insbesondere Häuselbauer und andere, die für Projekte mit längerem Horizont Geld aufnehmen, dürfen sich freuen: Die Zinsdifferenz zwischen Krediten mit längerfristig fixiertem Satz und jenen mit einer anfänglichen einjährigen Bindung ist deutlich geschrumpft. Im Dezember 2016 musste man für neu vergebene Wohnbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung über fünf Jahre 2,14 Prozent berappen – das sind nur 37 Basispunkte mehr, als bei einer Ein-Jahres-Bindung. "Der Anteil neu vergebener Wohnbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung über fünf Jahre stieg im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an und erreichte im Dezember 2016 einen Wert von 35 Prozent", so Turner. Davor waren es nur zwölf Prozent. Damit folge Österreich dem langjährigen europäischen Trend.

Jährliche Zinsbelastung sinkt um 2.400 Euro
Das aushaftende Kreditvolumen hat sich seit 2007 von 121 auf 153 Milliarden Euro erhöht, dennoch ist die Zinsbelastung der privaten Haushalte von 1,7 auf 0,9 Milliarden Euro zurückgegangen. Für jeden der rund 1,3 Millionen verschuldeten Haushalte sinkt damit die jährliche Zinsbelastung in diesem Zeitraum von 5.200 auf 2.800 Euro. Die Haushalte nahmen um 4,8 Prozent mehr Wohnbaukredite auf, während die Konsumkredite um 2,3 Prozent zurückgingen.

Die bestens mit Liquidität ausgestatteten Unternehmen bescherten wiederum dem Kreditwachstum einen kräftigen Dämpfer, weil der Bedarf nach kurzfristigen Finanzierungen (Laufzeit bis 1 Jahr) um 6,4 Prozent nachließ. Die langfristige Geldaufnahme blieb aber auch hier beliebt: Insgesamt stieg das Firmenkredit-Neuvolumen um 1,5 Prozent. Ein Grund für die rückläufigen kurzfristigen Finanzierungen: Die Einlagen der Unternehmen stiegen um 11,9  Prozent und erreichten im Dezember 2016 erstmals die 60-Milliarden-Euro-Marke.

Zinsvorteil zum Euroraum schwindet
Bei Unternehmenskrediten ging der Zinsvorteil Österreichs gegenüber der Eurozone verloren, der Zinssatz lag bei 1,62 Prozent. Grund dafür waren stark rückläufige Zinsen in den südlichen Euroländern. Unternehmen mussten für Kredite von bis zu einer Million Euro 1,85 Prozent Zinsen zahlen, ein Minus von 17 Basispunkten. Gegenüber dem Euroraum bleibt in diesem Segment noch ein Zinsvorteil von 40 Basispunkten. Die Zinsen für Großkredite von über einer Million Euro lagen mit 1,60 Prozent aber über dem Wert der Währungsunion (1,41 Prozent). Für neu vergebene Kredite an Private war ein Zinssatz von 2,24 Prozent zu berappen. Das sind nur noch neun Basispunkte weniger als im Euroraum.

Trotz historisch geringer Zinssätze ließen die Österreicher erneut mehr auf dem Konto liegen: Die täglich fälligen Einlagen stiegen 15,7 Milliarden Euro (plus 14,5 Prozent).  Zusätzlich bauten die Sparer die kurzfristigen Einlagen mit Bindungsfrist von einem Jahr im Ausmaß von plus 1,1 Milliarden Euro (plus 1,8 Prozent) aus.

Nur Bares ist Wahres
Die steigende Inflation (VPI per Dezember 2016: 1,4 Prozent) sorgte dafür, dass die Realverzinsung negativ war. Kein neues Phänomen, betonte Turner. Das sei seit 1960 in rund zwei Dritteln der Jahre der Fall gewesen. Negative Nominalzinssätze für Unternehmen wurden den Angaben zufolge nicht beobachtet. (eml)