Immer wieder Gewinne mitzunehmen, schmälert langfristig die Rendite, die Aktien guter Unternehmen abwerfen. Dies sagte Hendrik Leber, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Investmenthauses Acatis, auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. Geld verdiene ein Anleger nicht durch einen ständigen Kauf und Verkauf von Aktien, sondern durch das Warten, erläuterte Leber und verwies auf die Philosophie der Investment-Ikone Charlie Munger, dem Partner von Warren Buffett.

"Durch ein regelmäßiges Rebalancing hätte ich mir die Renditen kaputtgemacht, die einige Unternehmen langfristig erwirtschaften", sagte Leber. Auch wenn manche Firmen über Jahrzehnte hohe Gewinne für die Aktionäre erzielen, gebe es jedoch viele Ausfälle, schränkte der Portfoliomanager ein. Getreu dem Motto von Munger brauche es "für jeden Erfolg 1.000 Misserfolge". Denn viele Firmen verlieren im Laufe ihres Lebens den Anschluss, werden übernommen oder erlöschen. Als Beispiel verwies Leber auf den Computerhersteller IBM, der von Apple und Co. überholt wurde.

Gewinne eben nicht mitnehmen
Dementsprechend gelte es, die Unternehmen zu finden, die auf Jahrzehnte Erfolg versprechen. "Es genügt eine Entscheidung alle fünf Jahre", sagte der Acatis-Manager. Dabei sollte jedoch die Firma dabei sein, "die alles rausreißt", so Leber. "Ansonsten gilt es, die Unternehmen wachsen zu lassen und Gewinne eben nicht mitzunehmen, sondern einfach laufen zu lassen." In dem Fonds Acatis Datini Valueflex entspringe der Großteil der Rendite lediglich fünf Aktien. "Diese hoben den Fonds über den Durchschnitt", erläuterte der Vermögensverwalter.

Ein weiterer, eigentlich simpler Tipp: "Bei Unternehmen, die Gewinne erwirtschaften, lassen sich viel höhere Renditen ernten als bei Unternehmen, die Verluste schreiben", fasste Leber zusammen. "Der Zerfall in der Wirtschaft ist stark", ergänzte der Acatis-Gründer. "Man sollte die Unternehmen behalten, die überleben werden." Zeitweilige Schwankungen sollte ein Investor ignorieren. Erst wenn die Fundamentaldaten eines Unternehmen eindeutig abwärts zeigen, sollte eine Trennung von der Aktie erwogen werden.

Kosten lasten auf Gewinnen
Im derzeitigen Umfeld sieht Leber einige Optionen. "Gerade ist die Zeit spannend", meinte der Acatis-Manager. "Die Geschäftsaktivität der Unternehmen ist hoch, zugleich steigen jedoch die Kosten, weshalb die Gewinne sinken." Dies drücke die Bewertung der Aktien. Einige Titel seien zudem schuldlos billig geworden. Zwar gebe es durchaus Rezessionstendenzen. "Doch das sitzen wir aus, da die Unternehmen viele Aufträge abzuarbeiten haben." Die Notenbanken würden die Inflation künftig stärker laufen lassen und die Zinsen weniger stark anheben. Nach einem schwachen 2022 erwarte er ein besseres Aktienjahr. Doch: "Die Zeiten sind anstrengender geworden", betonte Leber. (ert)