Spekulativ, riskant und vor allem etwas für Profis: Hedgefonds lassen sich auf den ersten Blick nur schwer mit den immer populäreren ESG-Kriterien in Einklang bringen. Ihre Manager sollen Anlegern dank abseitiger Anlagestrategien besonders hohe Renditen bringen. Dafür gehen die Portfoliolenker deutlich größere Risiken ein. Die klassischen Hedgefonds-Kunden sind nicht Privatanleger, sondern institutionelle Investoren. Dennoch könnten auch Hedgefonds vom Nachhaltigkeitsboom profitieren. Markus Storr, Chef für alternative Investments beim Vermögensverwalter Feri, ist laut "Handelsblatt" der Meinung, dass sich durch die zunehmende Nachhaltigkeitsregulierung neue Spielfelder für Hedgefonds-Manager eröffnen.
 
In der Coronakrise haben sich die spekulativen Anlageprodukte bislang gut geschlagen. Seit April hat der Index HFRI Fund Weighted Composite als Maßstab für die breite Hedgefonds-Industrie 15,4 Prozent zugelegt. Das war das beste Ergebnis der vergangenen zwanzig Jahre. "Die Coronakrise hat gezeigt, dass Investoren mit Arbitrage-Strategien, die auf Preisdifferenzen oder den Eintritt bestimmter Ereignisse spekulieren, generell bessere Ergebnisse mit geringerer Volatilität erzielen konnten als der breite Aktienmarkt", erklärt Storr. Die Flexibilität und Variabilität der Anlagekonzepte werde sich auch beim Thema Nachhaltigkeit als Vorteil erweisen.
 
Aus Fehlern gelernt
Da es keinen einheitlichen Nachhaltigkeitsstandard für die Investmentbranche gibt, rechnet der Feri-Experte mit Bewertungsineffizienzen, die Hedgefonds-Manager in Gewinne ummünzen können. "Gute Hedgefonds-Manager erkennen Ineffizienzen bei der Preisbildung schneller als der Investmentmainstream und schlagen Kapital daraus. Die gesetzliche Regulierung wirkt deshalb wie eine neue Renditequelle", sagt er.
 
Die Zahl der Hedgefonds hat sich in den vergangenen zwölf Jahren beinahe verdoppelt. Im Laufe des Jahres 2020 stieg das verwaltete Vermögen erstmalig über die Marke von drei Billionen Euro. Nach Ansicht der Feri-Experten ist die Anlagegattung heute insgesamt stabiler – auch weil die Branche aus den Fehlern der Finanzkrise 2008/2009 gelernt hat. Für ESG-Investoren dürfte zudem attraktiv sein, dass Hedgefonds-Manager mit dem Instrument des "Short Selling" einen starken Anreiz haben, Unternehmen, die beispielsweise gegen Corporate-Governance-Regeln verstoßen oder gar betrügerisch agieren, abzustrafen. (fp)