Er hat hoch gepokert – und verloren. Seit 2012 spekuliert und wettert Bill Ackman, führender Kopf beim Hedgefonds Pershing Square Capital Management (PSCM), öffentlichkeitswirksam gegen den amerikanischen Diätprodukte-Hersteller Herbalife. Sein Verdacht: In Wahrheit handele es sich um eine Tarnfirma, hinter der ein gigantisches Schneeballsystem steckt. Deshalb werde die Aktie früher oder später in sich zusammenfallen und auf null abstürzen, so Ackmans Kalkül. Doch das Einzige, was kollabierte, ist seine riskante Short-Wette im kolportierten Volumen von einer Milliarde US-Dollar – und sein Ruf als genialer Geldvermehrer.

Anders als von dem PSCM-Potentaten prophezeit, steigt der Herbalife-Kurs rasant – zuletzt auch dank eines großangelegten Aktienrückkaufprogramms sowie der tatkräftigen Mithilfe prominenter Widersacher. Unter anderem holte sich das Herbalife-Management Ackman-Rivalen wie Daniel Loeb und den Multimilliardär Carl Icahn als Ankeraktionäre an Bord. Über den Sommer tauchte noch ein anderer mysteriöser Investor auf, der das Unternehmen angeblich komplett aufkaufen und von der Börse nehmen wolle, berichtet "Tagesschau.de".

Auf dem falschen Fuß erwischt
Das Resultat: Die Herbalife-Aktie legte allein seit Jahresbeginn 51 Prozent zu, während der Leitindex S&P 500 "nur" 15 Prozent draufsattelte. Das rund zehn Milliarden Dollar schwere PSCM-Portfolio büßte hingegen zeitgleich sechs Prozent ein.

Welchen Anteil das Herbalife-Fiasko daran hat, lässt sich nicht genau beziffern. Marktkenner schätzen jedoch, dass der Hedgefonds allein in diesem Jahr 455 Millionen US-Dollar durch die geplatzten Leerverkäufe verloren hat.

Ist der Ruf erst ruiniert...
Ackmans Image als Investorengenie ist lädiert. Nicht zum ersten Mal macht der PSCM-Lenker vor allem durch misslungene Wertpapiergeschäfte von sich reden. In den vergangenen Jahren war der Milliardär immer wieder mit riskanten Wetten gescheitert, nach dem Fastfood-Filialisten Chipotle Mexican Grill zuletzt im März 2017 mit Valeant Pharmaceuticals – obwohl Ackman sich aktiv ins Tagesgeschäft eingemischt, das Führungspersonal samt Konzernchef vor die Tür gesetzt und einzelne Firmenanteile abgestoßen hatte (FONDS professionell ONLINE berichtete). Am Ende kostete das Valeant-Waterloo Ackman und seine Geldgeber rund vier Milliarden US-Dollar.

...investiert sich's gänzlich ungeniert
Den glücklosen Hedgefonds-Tycoon ficht das nicht an – im Gegenteil: Zwar zog er nach fünf Jahren einen Schlussstrich unter die verlustreichen Leerverkäufe bei dem Diätspezialisten. Seiner Überzeugung aber bleibt er treu: "Hinsichtlich der Fundamentaldaten und des Geschäftsmodells haben wir bei Herbalife vollkommen Recht gehabt", verteidigte sich Ackman in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC. "Nur beim Aktienkurs haben wir uns geirrt."

Seinen markigen Worten lässt er sogleich Taten folgen: Anders als zuvor per Leerverkauf setzt Ackman nun per Put-Optionen auf einen Herbalife-Crash. Einige Analysten verstehen das als durchaus cleveren Schachzug, da das weitere Verlustpotenzial so auf schlimmstenfalls drei Prozent des verbliebenen PSCM-Vermögens begrenzt bleibt. (ps)