Die juristische Aufarbeitung der Pleite des Family Office Archegos Capital Management und damit einer der jüngeren Finanzskandale der Wall Street hat begonnen. Bill Hwang, der Gründer des Offices, das wegen seiner riskanten Anlagestrategien auch oft als Hedgefonds bezeichnet wird, ist am Mittwoch (27.4.) in New York verhaftet worden. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf Meldungen verschiedener US-Medien.

Strafverfolger werfen ihm vor, Archegos als "Instrument für Marktmanipulationen und Betrug" verwendet zu haben. Er und sein Finanzvorstand sollen den Wert seines Portfolios mit riskanten Finanzwetten von 1,5 Milliarden Dollar (1,4 Mrd. Euro) auf 35 Milliarden Dollar (33 Mrd. Euro) künstlich hochgetrieben haben. Die beiden Finanzmanager müssen sich daher in elf Anklagepunkten verantworten, darunter Betrug, Wertpapierbetrug sowie kriminelle Verschwörung, so das Handelsblatt.

Spekulationen auf chinesische Techwerte
Archegos hat bis zum Frühjahr 2021 massiv auf Pump und mehrfach gehebelt auf chinesische Technologieaktien spekuliert. Banken, die Hwang Geld geliehen hatten, verlangten nach einigen riskanten Trades zusätzliche Sicherheiten, im Fachjargon spricht man von einem "Margin Call". Als Hwang die Zusatz-Sicherheiten nicht leisten konnte, warfen die Institute milliardenschwere Aktienpakete auf den Markt, die der Manager bei ihnen hinterlegt hatte. In der Folge brachen die Kurse mehrerer US-Medienunternehmen und chinesischer Tech-Firmen ein. Auch Bankaktien gerieten unter die Räder, Institute mussten hohe Verluste hinnehmen, alleine die Credit Suisse verlor rund fünf Milliarden US-Dollar (4,7 Mrd. Euro). Ein weiterer Anklagepunkt ist daher, dass beiden Finanzmanager "gegenüber zahlreichen weltweit führenden Investmentbanken und Maklerunternehmen wiederholt im Wesentlichen falsche und irreführende Angaben über das Wertpapierportfolio von Archegos gemacht" haben, zitiert die Wirtschaftszeitung.(jb)