Über die Vorlieben von Harald Schmidt in Bezug auf Geldanlage-Themen haben die Leser von FONDS professionell ONLINE ja schon Anfang Februar erfahren. Grund: Der Allround-Unterhalter stand uns direkt nach seinem Auftritt beim diesjährigen FONDS professionell KONGRESS in einem kurzen Video-Interview Rede und Antwort. In der ihm eigenen Mischung aus humorvollen Kommentaren und eingängigen Börsenweisheiten hat der Comedian jetzt gegenüber der Spiegel-Redaktion noch mal nachgelegt und seine Strategie in Zeiten weltweit fallender Kurse in der Corona-Krise erläutert.
 
Von kurzfristigen Ereignissen lasse er sich nicht beeinflussen, so Schmidt über seine Grundsätze. Er verfolge einen langfristigen Anlagehorizont. "Wenn Sie pro Jahr vier Prozent Rendite erzielen vor Steuern, sind Sie gut dabei", so Schmidt. Das müsse man erst mal schaffen. Nach seiner Reaktion auf den Crash befragt erklärt Schmidt, er habe schnell auf der Käuferseite gestanden. "Zum Glück hatte ich noch ein bisschen Cash im Brustbeutel", so Schmidt. "Mit solchen Chancen verwöhnt uns der Markt ja nicht oft, und viele unserer ehemaligen Dax-Stars umweht doch der morbide Duft der Übernahmekandidaten."

Der ehemalige Late-Night-Entertainer warnte aber auch vor allzu viel Optimismus. "Ich rechne jeden Tag mit dem Totalverlust, im Ernst", zeigt er sich durchaus alarmiert. Das Finanzsystem könne jederzeit zusammenbrechen, das müsse einem als Aktionär klar sein. Dann müsse man davon leben, was man erwirtschafte, deswegen investiere er stets in sein persönliches Humankapital, auch wenn das ein unbeliebter Begriff sei.

Viele können überhaupt nichts beiseite legen
Ab wann man reich sei, warum er nur in Aktien, aber nicht in Immobilien investiere, und wie sein ganz persönlicher Geheimtipp laute, das wissen unsere Leser bereits aus unserem oben erwähnten Kurz-Interview. Interessant ist aber noch Schmidts Tipp für junge Leute in Bezug auf das Thema Geldanalge, nicht nur in der aktuellen Situation. "Geht mal arbeiten!", lautet er. Man müsse doch erstmal einen Grundstock haben, um überhaupt an der Börse loszulegen. Er habe gelesen, dass 25 Prozent der Leute, die einen festen Job haben, am Monatsende gerade so zurechtkommen würden. Das bedeute aber auch, dass diese Menschen gar nicht sparen oder investieren können.

Hier sei die Politik in der Verantwortung. "Zu den Verarschten des Systems gehören vor allem diejenigen, die 5.000 Euro brutto pro Monat verdienen und eine Familie durchbringen müssen", so Schmidt. Solche Arbeitnehmer seien eben voll in der Steuerprogression drin, und alles sei auf Kante genäht, wenn man auch noch ein Haus abbezahlen müsse. Schmidts Vorschlag zur Lösung: Steuern runter für die Mittelschicht und rein in die Aktien. (hh)