"Derzeit dreht sich alles um den Klimawandel", erklärte Incrementum-Partner und Studienautor Ronald-Peter Stöferle zu Beginn der Präsentation des neuesten "In Gold We Trust“-Reports. Daher betitelten Stöferle und Co-Autor Mark Valek das diesjährige Cover mit dem Slogan "Monetärer Klimawandel“. Zu Erklärung: Der Begriff beschreibt den vielschichtigen Paradigmenwechsel, der durch die Pandemie und die politischen Reaktionen darauf ausgelöst wurde. Tiefgreifende Veränderungen in der Fiskal- und Geldpolitik würden Stöferle und Valek zufolge spürbare Konsequenzen auf das Geldsystem und letztlich auch auf die Bevölkerung haben. "Das Pendel schwingt derzeit von Deflation in Richtung Inflation“, betont Stöferle.

"Eine Begleiterscheinung ist die unbegrenzte Liquidität, die bereits eine merkliche Anhebung des Vermögenspreis- und auch des Konsumentenpreisniveaus bewirkt hat“, erklärt Stöferle.  Darüber hinaus ändern Zentralbanken ihre geldpolitische Strategie. "Im Falle der EZB erwarten wir in wenigen Monaten eine Ankündigung eines neuen, laxeren Inflationsziels“, so die beiden Studienautoren.

Höhere Inflation führt zu niedrigeren Realzinsen
Obwohl die nominellen Zinsen in den letzten Monaten gestiegen sind, bleiben sie historisch betrachtet niedrig und real meist negativ. Einer Analyse des World Gold Council zufolge müssten die Realzinsen in den USA auf über 2,5 Prozent steigen, um einen bedeutenden negativen Einfluss auf den Goldpreis zu haben. Dies bestätigen quantitative Auswertungen von Incrementum: In einem Umfeld negativer Realzinsen liegt die durchschnittliche annualisierte Performance von Gold nominell bei 19,3 Prozent und real bei 11,4 Prozent. "Das sind für Gold positive Nachrichten, da wir mehr denn je davon überzeugt sind, dass negative Realzinsen die neue Normalität sind“, so Valek.

Die Corona-Pandemie hat die Staatsschulden massiv ansteigen lassen. Insbesondere die USA haben 2020 ein für Friedenszeiten rekordhohes Defizit von 18,7 Prozent des BIP verbucht und 2021 dürfte das Defizit nur unwesentlich niedriger ausfallen. Mittelfristig wird das die USA – aber nicht nur sie – vor erhebliche Probleme stellen, denn der Zinsdienst wird deutlich anziehen. Ein weiterer Faktor: "Nach einem jahrelangen Winterschlaf sind die Rohstoffpreise nun erwacht. Es ist gut möglich, dass sich die 2010er-Jahre als eine Wiederholung der 1960er- Jahre und die 2020er-Jahre als die der 1970er-Jahre entpuppen werden. Aus unserer Sicht verdichten sich die Anzeichen jedenfalls deutlich, dass der gesamte Bereich der inflationssensitiven Vermögenswerte am Anfang eines ausgeprägten Bullenmarktes, ähnlich jenem der 1970er-Jahre, stehen könnte“, prognostiziert Stöferle.

Goldpreisprognose
Bereits dieses Jahr soll sich der Preis des gelben Edelmetalls deutlich nach oben bewegen, prognostizieren die beiden Fondsmanager: Es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von fast 45 Prozent, dass im Dezember 2021 ein neues 52-Wochen-Hoch – 2.100 US-Dollar oder höher – und damit auch gleichzeitig ein neues Allzeithoch markiert wird. "Zudem bestätigen wir uns langfristiges Goldpreisziel, das wir im In Gold We Trust-Report 2020 mit unserem Modell berechnet haben. Dieses liegt im Basisszenario am Ende der Dekade bei 4.800 US-Dollar“, erklärt Valek abschließend. (aa)