So nah und doch so fern: Das Allzeithoch, das der Goldpreis im Fahrwasser der Corona-Pandemie erreicht hatte, scheint bis auf Weiteres außer Reichweite. Zuletzt ist der Preis des Edelmetalls sogar auf den tiefsten Wert seit sieben Monaten gefallen. Derzeit notiert er bei rund 1.770 US-Dollar je Feinunze und damit zirka 14 Prozent unterhalb seines Rekordstands vom August 2020. 

Die Rohstoff-Experten der Commerzbank führen den Abwärtstrend laut "Handelsblatt" auf drei Faktoren zurück. Erstens drückt der Optimismus an den globalen Finanzmärkten auf die Nachfrage nach Gold als "sicherem Hafen". Zweitens steigen in den USA die Langfrist-Zinsen – das macht Gold als zinslose Anlage unattraktiver. Höhere US-Zinsen sorgen zudem dafür, dass der Greenback aufwertet. Weil Gold in US-Dollar gehandelt wird, wird es dadurch für wichtige Importländer wie China und Indien teurer. Der dritte Grund für die relative Goldpreis-Schwäche ist technischer Natur: Chartmuster sprechen dafür, dass sich der Abwärtstrend weiter beschleunigen könnte.

Niedriger Realzins stützt Gold
Die durchwachsene Wertentwicklung des Edelmetalls dürfte indes nur vorübergehend sein, sagt Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg in der Wirtschaftszeitung. Wichtig für den Goldpreis sei das reale Zinsniveau, also die Nominalzinsen nach Abzug der Inflationsrate, argumentiert er. "Die Realzinsen weltweit, die für den Goldpreis ausschlaggebend sind, sollten wegen der höheren Inflation auf der einen Seite und der massiven Anleihekäufe der Zentralbanken auf der anderen Seite niedrig oder sogar negativ bleiben", sagt er. Auf lange Sicht dürfte der Goldpreis also durch die Notenbankpolitik weiter unterstützt werden. (fp)