Anleger und deren Berater sollten bei Aktien vorsichtiger werden. Denn inmitten der wieder aufkeimenden Sorgen um den Bankensektor müssten die verunsicherten Aktienmärkte möglicherweise ohne eine wichtige Käufergruppe auskommen. Diese Warnung gibt Scott Rubner von der Goldman Sachs Group mit Blick auf die als Commodity Trading Advisors (CTA) bekannten Quant-Fonds, berichtet "Bloomberg".

Rubners Daten zeigen, dass diese Gruppe von Investoren im vergangenen Monat an den Weltbörsen Aktien im Wert von über 170 Milliarden US-Dollar erworben hat. Damit hat das Engagement der Fonds den höchsten Stand seit Anfang 2022 erreicht. Die Anlegergruppe dürfte daher in den kommenden Wochen eher zu Verkäufen neigen, so der Marktveteran, der seit zwei Jahrzehnten Geldströme untersucht. "Ich bin taktisch bearish", schrieb Rubner am Dienstagnachmittag in einer Mitteilung an Kunden. "Die Käufer haben keine Munition mehr."

Zur Erinnerung: CTAs machen sich die Dynamik der Börse sowohl durch Wetten auf steigende als auch auf fallende Notierungen zunutze. Dabei verfolgen sie sehr unterschiedliche Strategien, von der Trendfolge bis hin zur Allokation von Vermögenswerten auf der Grundlage von Volatilitätssignalen.

Flows signalisieren baldiges Ende der Fahnenstange

Quelle: Bloomberg

Nach dem Modell von Goldman wären die Quant-Fonds gezwungen, Aktien im Wert von bis zu 276 Milliarden Dollar abzustoßen, sollte der Markt im nächsten Monat abrutschen. Dank ihres hohen Engagements müssten sie jedoch nur im Volumen von bis zu 25 Milliarden Dollar nachkaufen, wenn im gleichen Zeitraum eine große Rally einsetzt.

Bad News
Für Aktienbullen sind das möglicherweise schlechte Nachrichten, nachdem sie gerade den schlechtesten Tag für den S&P 500 seit über einem Monat erlebt haben. Düstere Nachrichten von der First Republic Bank haben die Sorge wieder aufleben lassen, dass die Kreditkrise noch nicht ausgestanden ist. Setzt sie sich fort, könnte der Rückzug der Quants zusätzlichen Druck auf den Markt ausüben. Angesichts der Rezessionssorgen und der drohenden Frist für die Anhebung des US-Schuldendeckels dominiert bereits jetzt die Vorsicht.

Die Flow-Analyse hat im vergangenen Jahr an Bedeutung gewonnen, da die Anleger Mühe hatten, die Dynamik in Wirtschaft und Geldpolitik zu fassen. Ende März versuchten die Strategen an der Wall Street herauszufinden, was die Bankenkrise für die US-Aktien bedeuten würde. Rubner sagte damals, dass die Aktien im April weiter steigen würden. Er verwies auf die defensive Positionierung der Anleger. (aa)