Die Goldman-Sachs-Strategen weisen auf die steigenden Realrenditen als maßgeblichen Negativfaktor hin und stufen Aktien in ihrer globalen Allokation für die nächsten drei Monate mit Untergewichten ein. Investoren empfehlen sie, stärker in Bargeld zu gehen. Blackrock rät, "die meisten Aktien zu meiden", vor allem jene aus entwickelten Ländern, und kurzfristig Unternehmensanleihen zu bevorzugen.

"Historisch gesehen erhöhtes Risiko für Aktienrückgang"
"Das derzeitige Niveau der Aktienbewertungen spiegelt die damit verbundenen Risiken möglicherweise nicht vollständig wider und muss möglicherweise weiter sinken, um einen Tiefpunkt des Marktes zu erreichen", schreiben die Goldman-Strategen um Christian Mueller-Glissmann. Die Rezessionswahrscheinlichkeit sei nach dem jüngsten Ausverkauf von Anleihen auf über 40 Prozent gestiegen, "was historisch gesehen auf ein erhöhtes Risiko für einen Aktienrückgang hindeutet", schreiben sie.

"Mehr Volatilität und Druck auf Risikoanlagen"
Morgan Stanley und J.P. Morgan Asset Management äußerten ähnliche Bedenken. Auslöser für den weltweiten freien Fall der Aktienkurse in den vergangenen Tagen war die demonstrative Entschlossenheit der Notenbanker von den USA bis Europa zur Inflationsbekämpfung. Eine Atempause scheint kaum in Sicht zu sein, obwohl der MSCI World Index seit Mitte September schon mehr als acht Billionen US-Dollar an Börsenwert verloren hat. 

"Wir sehen keine weiche Landung, bei der die Inflation schnell auf das Zielniveau zurückkehrt, ohne die Wirtschaft zu erdrücken", schreiben die Strategen des Blackrock Investment Institute, darunter Jean Boivin und Wei Li, in einer Mitteilung von Montag. "Das bedeutet mehr Volatilität und Druck auf Risikoanlagen."

"Dieser Bärenmarkt hat noch keinen Tiefpunkt erreicht"
Die US-Strategen von Goldman hatten vergangene Woche ihr Jahresendziel für den S&P 500 Index von 4.300 auf 3.600 gesenkt. Nun dämpften die Europa-Strategen die Ziele für die hiesigen Indizes sowie ihre Prognose für das Gewinnwachstum für den Stoxx Europe 600 Index – dieses soll im nächsten Jahr nämlich negativ ausfallen statt nur unverändert zu bleiben. "Dieser Bärenmarkt hat noch keinen Tiefpunkt erreicht", so Sharon Bell und ihre Goldman-Kollegen am Montag zu europäischen Aktien. (mb/Bloomberg)