Die Sorgen wegen des Krieges in der Ukraine und die rasant steigenden Energiepreise führen dazu, dass sich deutsche Privatanleger wieder verstärkt Gold ins Depot holen. Dies berichtet das "Handelsblatt". Gestützt wird die Entwicklung durch den schwächelnden Preis des Edelmetalls, der zu Wochenbeginn zeitweise unter 1.640 US-Dollar pro Feinunze fiel. So wenig kostete Gold seit April 2020 nicht mehr.

Händler und Edelmetallexperten beobachteten schon seit Monaten eine stark gestiegene Nachfrage nach Barren und Münzen, schreibt die Zeitung. Önder Çiftçi, Gründer und Geschäftsführer des Händlers Ophirum, sagte dem Blatt, besonders kleine Einheiten mit einem Gewicht von einem Gramm bis zu einer Feinunze seien sehr gefragt. "Anleger bevorzugen in einem turbulenten Umfeld die kleineren Barren, da diese einfacher handelbar und teil-liquidierbar sind", erklärte Çiftçi.

Hohe Preisaufschläge
Martin Siegel, Fondsmanager und Edelmetallexperte beim Vermögensverwalter Stabilitas, erkennt ebenfalls ein gestiegenes Kaufinteresse: "Die Deutschen kaufen an Gold, was sie kriegen können. Das macht sich auch durch hohe Preisaufschläge bemerkbar", sagte er dem "Handelsblatt". Eine steigende Nachfrage nach physischem Edelmetall führt dazu, dass das Agio, also die Aufschläge für Barren und Münzen, auf den Weltmarktpreis steigt.

Goldhändler Çiftçi geht der Zeitung zufolge davon aus, dass die Preise für physisches Gold weiter anziehen werden. Besonders bei geprägten Barren, die aufwendiger in der Herstellung sind, machten sich höhere Produktionskosten bemerkbar. "Umfangreichere Aufschläge werden vor dem Hintergrund steigender Energiekosten wohl nur eine Frage der Zeit sein", wird der Ophirum-Chef zitiert.

2022 könnte neues Rekordjahr werden
Nach Daten des World Gold Council (WGC), die das "Handelsblatt" anführt, haben die Deutschen allein im ersten Halbjahr 88,4 Tonnen Gold erworben. Im bisherigen Rekordjahr 2021 hatten die Bundesbürger den WGC-Daten zufolge 162 Tonnen physisches Edelmetall gekauft. Setzt sich der Trend fort, könnte 2022 also ein neuer Rekord aufgestellt werden. 

Außer in Deutschland hat auch in der Schweiz und in Österreich das Interesse an Barren und Münzen stark angezogen. Die DACH-Region ist der mit Abstand wichtigste Markt für den europäischen Edelmetallhandel. Auf die drei Länder entfielen regelmäßig mehr als 80 Prozent der Nachfrage nach physischem Gold in Europa, schreibt das "Handelsblatt". (am)