Auf Schwarze Schwäne, also sehr seltene und folgenschwere Ereignisse, können sich Anleger per Definition kaum vorbereiten – schließlich weiß niemand, wie sie aussehen. "Und doch können wir Systeme kreieren, die eine gewisse Resilienz aufweisen gegenüber diesen Tieren", meint Georg von Wallwitz, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz.

"Wir können es vermeiden, in Bereiche großer Unsicherheit zu investieren. In Länder, deren politische Strukturen hoch volatil sind, die keine Rechtsstaaten sind. In Unternehmen, deren Geschäftsmodelle noch unklar sind, die eher Forschung betreiben als Vertrieb", nennt der Portfoliomanager einige Beispiele.

Ein Blick zurück kann helfen
In einem Umfeld, das "nur" komplex, aber nicht neu sei, in dem ein Fehler sich mit einem anderen verbünden und insgesamt zu unübersehbar großen Katastrophen führen kann, sei ein Versagen schon eher vermeidbar. Hier sollte man darauf achten, dass die komplexen Systeme nicht zu eng korreliert seien. So hält es von Wallwitz etwa für fahrlässig, zu viele Bankaktien im Portfolio zu halten, weil sich diese gegenseitig "anstecken" könnten.

Der Vermögensverwalter rät zu einem Blick zurück. "Einen Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn das Vertrauen in die Staatsfinanzen plötzlich schwindet, bieten die jüngsten spontanen Steuererhöhungen in Italien für die Banken oder das 'Mini-Budget' der Regierung Liz Truss von unannoncierten und unfinanzierten Steuersenkungen in Höhe von 45 Milliarden britischen Pfund im vergangenen Jahr."

Risikoszenarien für 2024
Von Wallwitz verrät auch, welche "unangenehmen Überraschungen" die Märkte seiner Befürchtung nach im kommenden Jahr durchschütteln könnten. So könnten schwere Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Hurrikans aufgrund der immer höheren Schadensummen erhebliche Zweitrundeneffekte an den Börsen nach sich ziehen. Sorgen bereitet ihm auch die wachsende Staatsverschuldung, die sich angesichts steigender Zinsen zu einem "unbekömmlichen Cocktail" für die Märkte entwickeln kann.

Möglich sei auch, dass die Bewertungen einiger gehypter US-Aktien kollabierten, mit entsprechenden Folgen für die Börsen insgesamt. Daneben gelte es weiterhin, die politischen Risikoszenarien zu berücksichtigen: Was, wenn China Taiwan blockiere, Russland Atomwaffen einsetze, Trump wiedergewählt werde oder die USA aus der Nato austreten, malt von Wallwitz einige Schwarze Schwäne an die Wand.

"Auf die Bewertungen achten!"
Mit Blick auf die Asset-Allokation rät der Vermögensverwalter Anlegern daher, bei Anleihen lieber auf kürzere Laufzeiten und bessere Bonitäten zu setzen. "Auf die Bewertungen achten, die Risikoprämie ist heute vielfach zu niedrig!", empfiehlt er außerdem. Bei der Aktienauswahl würde er Zykliker vermeiden und eher auf Unternehmen mit strukturellem Wachstum setzen. Insgesamt gelte es, Puffer einzubauen, um die Resilienz des Portfolios zu erhöhen. (bm)