In der englischen Premier League leisten sich die Clubs teure, vielleicht auch die besten Spieler der Welt. Das verleiht ihnen eine gewisse Stärke gegenüber anderen europäischen Ligen. In K.o.-Spielen etwa in der Champions League haben sie dennoch mitunter das Nachsehen gegenüber ihren "ärmeren“ Konkurrenten. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass die Logik der Ökonomie in einem K.o.-Wettbewerb nicht zum Tragen kommt, meint Georg von Wallwitz, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz. Denn da zähle nicht nur das Geld, sondern auch die Tagesform oder das Verletzungspech. In K.o.-Spielen könne Unvorhersehbares passieren, das den Verlauf des Spiels ändere.

Ähnlich verhalte es sich mit den Finanzmärkten, erläutert von Wallwitz. "Kurzfristige Bewegungen – ein halbes Jahr ist hier vergleichbar mit 90 Minuten auf dem Spielfeld – sind wenig berechenbar. Die Vorhersagen der Strategen sind allzu selten brauchbar." Der Versuch der Vorhersage von Marktbewegungen, um die Rendite zu maximieren und Verluste zu vermeiden, sei ein Spiel für Verlierer. "So, wie ein Fußballspiel nicht nur durch Elfmeterschießen zu gewinnen ist, lässt sich auch an der Börse anders Geld verdienen als mit Timing", sagt von Wallwitz. Es komme aufs Pricing an.

Gute Teams und gute Unternehmen
Als Vergleich zieht er den Ligabetrieb heran: Qualität setze sich zwar nicht in jedem Spiel, aber in der Liga über die Saison hinweg gewöhnlich durch. "Die Aktie eines Unternehmens, das eine solide Bilanz und ein gut funktionierendes Geschäftsmodell hat, kann man kaufen, wenn man es zu einem guten oder zumindest akzeptablen Preis bekommt. Dabei kommt es auf die Bewertung des Unternehmens an, nicht auf den Zeitpunkt.“ Markt-Timer stellten die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt ins Zentrum ihrer Überlegungen, Investoren hingegen Bewertung und Perspektive. "Eine gute Mannschaft gewinnt nicht jedes Spiel, aber am Ende doch oft genug, um in der Meisterschaft oben mitzuspielen", sagt von Wallwitz.

Bedeutsam sei es für Investoren, sich neben dem Pricing auch Gedanken über Markt- und Wirtschaftszyklen zu machen. "Wenn die Wirtschaft wächst und die Finanzpresse positiv berichtet, Risikofreude als sicherer Weg zum Reichtum gesehen wird, niemand seine Aktien verkaufen will oder muss, wenn Anleihen zu günstigen Bedingungen emittiert werden können, wenn Gier in der Luft liegt, dann hält sich ein kluger Investor besser zurück", urteilt von Wallwitz und ergänzt: "Der Unterschied zwischen Timing und Berücksichtigung des Zyklus liegt darin, dass der Timer innerhalb einiger Wochen Erfolg haben muss, während ein Investor, der den Zyklus beobachtet, auch über Quartale und Jahre hinweg Geduld haben kann." (fp)