Als klar war, dass Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hatte, ging es rund auf dem Goldmarkt. Schon einen Tag später notierte das Edelmetall aber wieder auf dem gleichen Niveau wie vor den Wahlen. Zwischenzeitlich ging der Goldpreis sogar zurück.

Gold gilt traditionell als Absicherung gegen Markt-Schocks. Diese Einschätzung hat sich im laufenden Jahr im Großen und Ganzen bestätigt, sagt John Lambert, Investment Director beim Fondsanbieter GAM. Die jüngste Preisentwicklung deutet allerdings auf mehr als ein zufälliges Zusammentreffen unwahrscheinlicher Ereignisse hin, so der Experte. "Gold ist dem Rest von uns häufig ein oder zwei Schritte voraus. Damit stellt sich die Frage, ob der Goldpreis noch etwas Wesentlicheres signalisieren könnte.“

Die potenzielle Wachstumsrate der US-Wirtschaft ist niedrig, während die Staatsschulden immer wieder steigen. "Die Kombination von schwacher Wirtschaftsentwicklung und hohen Schulden ist schlecht“, erklärt Lambert. Bei einem niedrigen realen Wachstum ist ein nominales Wachstum eigentlich die einzige Alternative. "Diese jedoch geht unweigerlich mit Inflation einher. Während immer ausgefallenere Alternativen in der Geldpolitik und zunehmend auch in der Fiskalpolitik vorgeschlagen werden, scheint der Goldpreis die möglichen Konsequenzen schneller als die meisten anderen erfasst zu haben.“ Die Fiskalpolitik hat offensichtlich einen stärker inflationären Effekt als eine quantitative Lockerung, insbesondere mit Unterstützung durch die Geldpolitik.

Chancen im Abschwung
Konträr orientierte Anleger müssen sich jetzt schwierige Fragen stellen. Zum Beispiel, ob das exzessive Gelddrucken der Zentralbanken schließlich doch zu einer Inflation führt. Oder was wäre, wenn statt der anhaltenden Stagnation eine langfristige Stagflation einsetzt.

Gold als Inflationsindikator bleibt für die meisten Privatanleger wohl schwer zu lesen. Als schlichtes Investment ist es aber nach wie vor ebenfalls interessant, sagt der GAM-Experte. "Der Goldbergbau hat in den letzten Jahren einen schweren Abschwung durchgemacht. Die Kostenfaktoren wurden massiv reduziert, die Wartungsinvestitionen zurückgeschraubt und die Explorationsaktivitäten praktisch komplett eingestellt. Dennoch können Edelmetalle für Anleger immer noch ergiebige Chancen bieten.“ (fp)