Trotz vereinzelter Probleme finden Anleger in den Emerging Markets nach wie vor attraktive Anlagechancen, sagt Joaquim Nogueira, Schwellenländer-Spezialist bei GAM. Seit Jahresbeginn haben die Aktienmärkte der aufstrebenden Volkswirtschaften in US-Dollar gerechnet um rund 18 Prozent nachgegeben. "Daraus ergeben sich neue, interessante Kaufmöglichkeiten – trotz eines auf den ersten Blick schwierigen Umfelds", so Nogueira.

Mit Blick auf Russland machen sich etwa viele Anleger wegen der internationalen Sanktionen Sorgen. "In Wahrheit haben diese bislang aber nur sehr wenig Wirkung gezeigt, weil die westlichen Regierungen Russland nicht wirklich schaden wollen", erklärt der GAM-Experte. Die Sanktionen sollen Staub aufwirbeln und richten sich meist gegen bestimmte Unternehmen. Entscheidend ist letztlich Russlands Abhängigkeit von Öleinnahmen: Solange der Rohölpreis über 60 Dollar je Barrel notiert, darf sich das Land weiter eines positiven Haushalts erfreuen, sagt Nogueia.

Handelskonflikt nützt China-Anlegern
Auch auf China blicken Analysten seit Monaten Skepsis. Es wird viel über eine mögliche Kreditklemme und eine harte Landung der Wirtschaft geschrieben. "Beide Szenarien sind bislang jedoch nicht wahr geworden, und es ist auch nicht wahrscheinlich, dass dies noch passiert", betont Nogueira. "Das hat den sehr einfachen Grund, dass die chinesische Regierung die Informationen kontrolliert." Als die Kurse von A-Aktien einbrachen, forderte die Regierung Broker einfach dazu auf, Aktien zu kaufen – was diese dann auch taten.

Eine Kreditklemme wiederum kann nur entstehen, wenn alle gleichzeitig raus wollen. Auch das wird Chinas Regierung nicht zulassen. "Außerdem ist China ein Land mit enormen Devisenreserven, die eine wirkungsvolle Waffe gegen wirtschaftliche Probleme darstellen", sagt Nogueira. Ein Handelskrieg würde der Wirtschaft natürlich schaden, aber nicht fundamental, erklärt der Experte. "Vielmehr haben die Spannungen dazu geführt, dass die Aktienkurse gesunken sind und attraktive Bewertungsniveaus erreicht haben." (fp)