Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat sich bei ihrer Sitzung vergangenen Donnerstag betont gelassen gezeigt. Sie teilte unter anderem mit, den Zins auf Sichteinlagen bei minus 0,75 Prozent zu belassen. Bald könnte es allerdings mit der Gelassenheit vorbei sein, sagt Joachim Corbach, Leiter Währungen und Rohstoffe beim Fondsanbieter GAM: "Es ist gut denkbar, dass die SNB ihre Geldpolitik gegen Ende des Jahres ändern wird. Dann kommen verschiedene Faktoren zusammen, die das Potenzial haben, die Märkte durcheinander zu wirbeln."

Als einen Faktor nennt Corbach etwa die kommenden Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB), bei denen womöglich weitere geldpolitische Lockerungen beschlossen werden. Darüber hinaus könnte die US-Notenbank Ende des Jahres den Leitzins in den USA anheben. Auch politische Ereignisse dürften für Unruhe sorgen, etwa die Präsidentschaftswahl in den USA oder das Verfassungsreferendum in Italien. "All diese Faktoren könnten den Euro bedeutend abschwächen und die SNB in eine missliche Lage bringen", sagt der Währungsexperte.

Bitte keine Kapitalzuflüsse
Die SNB hat sich zu diesen Risiken nicht geäußert. Sie wollte offenbar vermeiden, dass der Schweizer Franken schon jetzt wieder das Interesse von Devisenspekulanten weckt. "Die Inflationsrate in der Schweiz bewegt sich langsam aber sicher wieder in positivem Gefilde, was den Effekt hat, dass reale Renditen noch extremer ins Negative stürzen und somit den Franken vor weiterer Aufwertung schützen", erklärt Corbach. "Gleichzeitig bringt das ein ähnliches Ergebnis wie eine monetäre Lockerung, was zunehmend ungerechtfertigt ist, da die jüngsten wirtschaftlichen Daten des Landes positiv waren."

Das überraschend starke Wirtschaftswachstum und der Widerwille der SNB, den Franken weiter aufwerten zu lassen, sollten für die Schweizer Währung in den kommenden Wochen eine relativ enge Handelsspanne vorgeben. Die SNB musste in den vergangenen drei Monaten regelmäßig in die Währungsmärkte eingreifen, um die Nachwehen des Brexit einzudämmen. "Im September scheint es nun ein bisschen Luft zum Durchatmen zu geben", sagt Corbach. (fp)