"Donald Trump hat die Wirtschaft in besserer Verfassung übernommen als sein Vorgänger Barack Obama acht Jahre zuvor“, erklärt Larry Hatheway, Chefökonom bei GAM. Jetzt müsse sich zeigen, wieviel seiner ambitionierten Pläne er in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit umsetzen werde.

Franklin D. Roosevelt hat den Begriff  der "ersten 100 Tage“ als erster US-Präsident verwendet. Er wurde 1933, zur Zeit der Großen Depression, gewählt. "Roosevelts Ziele waren von Trumps nicht so verschiede: Beiden ebnete das Versprechen 'Make the US great again' den Weg zum Wahlsieg“, analysiert der GAM-Chefökonom.

Roosevelt legte in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit gleich 15 neue Gesetzentwürfe vor. Zusammengenommen ergaben sie den "New Deal“. Dazu gehörte zum Beispiel die Abschaffung des damals geltenden Goldstandards sowie des Glass-Steagall Acts, der die Einführung eines Trennbankensystems, also die institutionelle Trennung zwischen Einlagen- und Kreditgeschäft sowie dem Wertpapiergeschäft, vorschrieb.

18 Millionen Bürger ohne Krankenversicherung
Donald Trump hat den Wählern bereits im Oktober vergangenen Jahres seine Pläne für die ersten 100 Tage vorgestellt. Dazu zählt mit oberster Priorität, Obamacare abzuschaffen. Dieses Thema wird voraussichtlich vom Kongress, in dem die Republikaner die Mehrheit haben, unterstützt. „Allerdings ist die Abschaffung der Krankenversicherung der einfache Teil der Aufgabe. Geeigneten Ersatz zu finden ist dagegen deutlich schwieriger“, meint Hatheway.

Für keine der bisher genannten Alternativen zeichne sich eine klare Unterstützung ab, auch innerhalb der republikanischen Partei nicht, so der GAM-Chefökonom. Das überparteiliche Congressional Budget Office schätzt, dass 18 Millionen Menschen ihren Versicherungsschutz verlieren könnten.

Infrastrukturpakete: Enttäuschungen drohen
Ein weiteres wichtiges Thema auf Trumps Agenda ist seine Verpflichtung, im nächsten Jahrzehnt eine Billion US Dollar für Infrastruktur auszugeben. Aber Hatheway betont: "Es existieren keine Mechanismen, einen Plan dieser Größe direkt umzusetzen. Deswegen werden diejenigen enttäuscht sein, die einen unmittelbaren Wachstumsschub erwarten.“ Eine Option wäre es, den Bundesstaaten Beihilfen zu gewähren. Eine andere, eine Infrastrukturbank zu etablieren. Allerdings wäre dazu jeweils ein Gesetzgebungsverfahren notwendig, sagt Hatheway.

Endet die Euphorie der Marktteilnehmer?
Schließlich hat Trump den Wählern eine Steuerreform versprochen. Allerdings wird über deren genaue Ausgestaltung noch debattiert, auch innerhalb der Republikaner. Hatheway bilanziert: "Im Ganzen betrachtet ist es deswegen wenig verwunderlich, dass der Enthusiasmus an den Kapitalmärkten gegenüber 'Trumponomics' schwindet.“

Der Chefökonom erwartet, dass die Trends, die sich an den Märkten im zweiten Halbjahr 2016 etablierten haben, weiter anhalten werden: Das US-Wirtschaftswachstum und das weltweite Wachstum werden sich weiter verbessern. Auch China werde weiter wachsen. Zudem würden sich die Perspektiven für Russland und Brasilien aufhellen. Die Inflation habe ihren Tiefpunkt in den USA, Japan und in großen Teilen Europas hinter sich.

"Roosevelts erste 100 Tage waren eine Kampfansage an die Angst vor der Angst“, schließt Hatheway. "Können die ersten 100 Tage der Trump-Regierung ebenso die Grundlage bilden für stärkeres Wachstum durch Reformen, Investitionen und globale Zusammenarbeit? Oder bricht eine Zeit neuer Barrieren und internationaler Zerwürfnisse an? Unter den Investoren wächst die Zahl derer, die befürchten, dass der Populismus dieses Mal die Wirtschaft ausstechen wird.“ (aa)