Es sei zwar gerade in Mode, große Ausverkäufe an den Märkten auf algorithmischen Handel oder Index-Tracker zu schieben, die ETFs abstoßen. Doch auch das kann nicht die ganze Wahrheit sein, ist Larry Hatheway, Chefökonom bei GAM Investments, überzeugt: "Die Zurückhaltung der Stock Picker deutet darauf hin, dass die Märkte ihren Höhepunkt bereits erreicht haben. Mit Beginn der 'Post-Peak‘-Phase werden sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Unternehmensgewinne nicht mehr zunehmen.“ Eine Folgeerscheinung sei, dass den wiederkehrenden Meldungen zu umstrittenen politischen Entscheiden und Entwicklungen mehr Bedeutung zugemessen werde.

In der Regel sei es für die Märkte einfacher, über Unsicherheiten hinwegzusehen, wenn die Fundamentaldaten stark sind. Ändere sich dies, hätte dies zufolge, dass Investoren sich mit einem Abgrund konfrontiert sähen. Betrachtet man vor diesem Hintergrund das globale Wachstum, hat die Wirtschaft in den USA bereits Mitte diesen Jahres ihren Höhepunkt erreicht. "Dazu hat die US-Wirtschaft Vollbeschäftigung erreicht, mit einem Trendwachstum von rund 2,5 Prozent. Im Vergleich dazu verzeichnete das BIP eine Wachstumsrate von 4,2 Prozent im zweiten Quartal und 3,5 Prozent im dritten Quartal. Ab diesem Punkt verlangsamt sich entweder das Wachstum oder beschleunigt die Inflation. Passiert letzteres, wird die Fed die Zinsen noch schneller anheben, um sicherzustellen, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt“, so Hatheway.

Fehlender Antrieb
Kann China die USA als Wachstumslokomotive der Welt ersetzen? Für Hatheway ist dieses Szenario aus zwei Gründen unwahrscheinlich: "Erstens hätte China nur wenig davon, die Geldpolitik weiter zu lockern. Zweitens lockert China nun die Kreditvorgaben, um das Risiko auszugleichen, dass die Exporte durch den zunehmenden Handelskonflikt mit den USA schrumpfen könnten. Das ist kaum beruhigend, denn China bereitet sich auf das Schlimmste vor, statt sich kompromissbereit zu zeigen.“

Zusammenfassend könne man sagen, dass die Märkte in guten Zeiten eine schwierige politische Landschaft sowie eine restriktive Geldpolitik der Fed eher tolerierten als nachdem sie ihren Zenit überschritten haben. "Obwohl es durchaus willkommen wäre, wenn andere Aktienmärkte die Führungsrolle der USA übernehmen, scheint dies eher unwahrscheinlich, solange auf geo- wie auch wirtschaftspolitischer Ebene so viele Unsicherheiten herrschen“, schließt Hatheway. (kb)