Larry Hatheway, Chefökonom beim Asset Manager GAM, ist skeptisch. Nach einem guten Jahresbeginn notieren die globalen Aktien- und Anleihemärkte derzeit auf einem Niveau nahe ihrer historischen Höchststände, stellt er in seinem aktuellen Kapitalmarktkommentar fest. Die Anleihemärkte haben sich infolge der unerwartet niedrigen Inflation sehr gut entwickelt, die Aktienmärkte werden weiterhin vom moderaten Wachstum und den sehr guten Unternehmensgewinnen unterstützt. "Auch wenn Anleger Vorbehalte gegenüber den Bewertungen haben mögen: Alternativen bieten sich derzeit kaum", so Hatheway.

Das globale Wachstum basiere auf guten Fundamentaldaten und werde daher trotz der Abflachung der Renditekurven nicht infrage gestellt. "Außerdem zögern Anleger aufgrund der im Juli anstehenden Berichtssaison, ihre Aktienpositionen zu reduzieren. Unseres Erachtens ist daher nach wie vor mit mäßigen Erträgen und einer relativ niedrigen Volatilität zu rechnen", so der GAM-Profi.

Inflation kommt nicht vom Fleck
Dies führe vor allem zu flacher verlaufenden Renditekurven: Anleihen entwickelten sich sehr gut, während die Erwartung einer restriktiveren Geldpolitik in den USA die kurzfristigen Zinssätze steigen ließ. "Flachere Renditekurven haben weitreichende Effekte auf die Kapitalmärkte. Unter anderem können sie zu einem schwächeren US-Dollar führen", erklärt Hatheway. Die Zinsunterschiede am langen Ende der Kurve scheinen einen stärkeren Einfluss auf den US-Dollar zu haben als jene am kurzen Ende.

Ebenfalls bedeutsam sei die Rotation an den Aktienmärkten. Steile Renditekurven begünstigten im Regelfall Substanzwerte und Titel aus dem Finanzsektor, während von flacheren Renditekurven eher Qualitätsaktien, Dividendentitel und Growth-Stile profitieren.

Die Entscheidung der US-Notenbank, die Zinssätze zu erhöhen und die Verkündung ihrer Strategie in Bezug auf bevorstehende Bilanzanpassungen scheinen die Märkte paradoxerweise beruhigt zu haben. Laut Fed sei das Wachstum robust und der Inflationsrückgang nur vorübergehender Natur. "Dies ist eine Aussage, die die Berechenbarkeit und die Zusage der Fed zu allmählichen Zinsschritten untermauert, die in der Vergangenheit das Anlegervertrauen stärkten", kommentiert Hatheway.

Brandherd China
Das nach wie vor größte Risiko im nächsten Quartal stellt eine unvorteilhaftere Entwicklung Chinas dar. "Der Kreditimpuls ist mittlerweile negativ. Zugleich gelten auf regulatorischer Ebene – ganz gleich, ob außerbilanziell oder bei kleinen Banken – mehr Beschränkungen für die Kreditschöpfung", beobachtet der GAM-Experte.

In der Vergangenheit führte ein negativer Kreditimpuls häufig zu rückläufigen Sachinvestitionen. Dies wiederum belastete die Rohstoffnachfrage und die -preise. "Die globalen Märkte profitieren seit geraumer Zeit vom einem beruhigenden Wachstum Chinas. Es wird sich zeigen, ob dies so bleibt", so Hatheway abschließend. (kb)