Die Schwellenländer haben einen guten Jahresauftakt erlebt. Dann kam das Brexit-Votum, und Lokalwährungsanleihen und Aktien aus Emerging Markets stürzten ab. Auch langfristig könnte sich Großbritanniens EU-Austritt negativ auf die Schwellenländer auswirken, sagt Paul McNamara, Investment Director beim Fondsanbieter GAM – vor allem dann, wenn er die Weltwirtschaft insgesamt in Mitleidenschaft zieht.

Die meisten Schwellenländer haben keine direkte Verbindung zur britischen Wirtschaft. Ihr Hauptrisiko durch den Brexit besteht darin, dass die gestiegene Unsicherheit den Kreditmarkt in der Eurozone beeinträchtigt und die gesamte Währungsunion in eine Rezession schickt, erklärt McNamara. Das könnte dazu führen, dass Investoren noch vorsichtiger werden und die Zinssätze im Euroraum sinken. In der Folge dürfte der US-Dollar erstarken. "Eine Aufwertung des US-Dollars würde die gesamten Emerging Markets belasten", sagt der GAM-Experte.

Türkische Tristesse
Besonders düster sind die Aussichten für die Türkei. Sowohl die Eurozone als auch Großbritannien sind wichtige Handelspartner für das Land. Außerdem neigt die Türkei zu vergleichsweise großen Leistungsbilanzdefiziten. "Wenn sich die Kreditkonditionen in der Eurozone verschärfen, werden die Kredite für die Türkei mit als erstes einbrechen", sagt McNamara. "Wenn dann zusätzlich die Risikoaversion steigt und Kapitalströme in die entwickelten Märkte fließen, könnte die Zahlungsbilanz der Türkei schnell unter Druck geraten." (fp)