Das laufende Jahr ist geprägt von politischen Turbulenzen wie dem bevorstehenden Brexit, den Haushaltsplänen der italienischen Regierung und dem Handelsstreit zwischen der USA und China. Das turbulente Umfeld macht verlässliche Prognosen zur Herausforderung, sagt Sebastian Klein, Vorstandsvorsitzender der Fürstlich Castell'schen Bank. "Das Jahr 2018 ist nicht weniger volatil als 2017. Es ist momentan nicht vorherzusehen, ob es sich bei den stark angeschlagenen Aktienmärkten nur um eine kurze, heftige Korrektur oder eine längere Schwächephase handelt."

Insbesondere der Anfang Oktober verabschiedete italienische Haushalt hat die Märkte überrascht. "Dieser Etat der italienischen Regierung ist ein ungedeckter Wechsel in die Zukunft", sagt Klein. Sein Urteil: Italien will die höhere Verschuldung nicht für sinnvolle Maßnahmen zur Steigerung des Wirtschaftswachstums nutzen, sondern betreibt eine reine Klientelpolitik. "Die Ratings Italiens sind in Gefahr, eine Herabstufung ist wahrscheinlich", warnt Klein. Inwieweit das Auswirkungen auf das von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Aussicht gestellte Ende der Anleiheaufkäufe und die erwartete Zinswende ab Sommer 2019 hätte, ist unklar. 

Wie eigenständig ist Europa?
Der Oktober wird wohl weiterhin von einer hohen Volatilität an den europäischen Anleihe- und Aktienmärkte geprägt sein, urteilt Klein. Grund dafür sind weniger innenpolitische Streitereien als vielmehr das Risikopotenzial des sich ausweitenden Handelskrieges zwischen den USA und China. "In den USA sorgen zudem die steigenden Zinsen dafür, dass sich Angst vor einem Ende des Aufschwungs breit macht", fügt der Anlageexperte hinzu. Ob sich Europa davon abkoppeln kann, ist fraglich.

In einem knappen halben Jahr soll zudem der Brexit über die Bühne gehen – und dabei ist nichts geregelt. "Unternehmen auf beiden Seiten des Kanals reagieren zunehmend verunsichert. Das hat wiederum Auswirkungen auf den Anleihenmarkt und den Aktienmarkt und damit verbunden das europäische Wachstum", erklärt Klein. Angesichts all dieser Risikofaktoren mag er keine Prognose dazu abgeben, ob am Ende des Jahres an den Märkten eine Party steigt – oder ob die Champagnerflaschen dieses Jahr ungeöffnet im Kühlschrank bleiben. (fp)