Die Schweizer Nationalbank SNB bekräftigte zwar letzthin verbal wieder ihre Interventionen am Devisenmarkt, um den Franken zu schwächen. Deutsche-Bank- Stratege Robin Winkler geht dennoch davon aus, dass die eidgenössischen Währungshüter bald eine "Euro-Frankenparität zulassen könnten": Der Franken sei nicht so stark überbewertet, wie die SNB vorgibt, sondern auf relativ fairem Niveau. Außerdem sei die Inflation in der Schweiz auf Schiene und die Regionen aufgrund neuer Vereinbarungen mit der Regierung gut abgesichert, zitiert Bloomberg den Experten.

Fest steht, dass sich der Franken seit Wochen wieder mit ziemlicher Vehemenz den Weg zur 1:1-Bewertung bahnt. Ein Euro ist zur Zeit nur noch 1,07 Franken wert. Die Schweizer Währung hat heuer – den Negativzinsen zum Trotz – als sicherer Hafen erneut an Wert gewonnen.

Nur im März kam es zu einer leichten Abschwächung: Marktbeobachter vermuteten, dass die Schweizer Notenbank SNB im Umfeld der Hollandwahlen im März massiver als sonst Devisen kaufte, um den Franken für sicherheitsliebende Investoren unattraktiver zu machen. Doch in den vergangenen Wochen gab es dann wieder einen deutlichen Sog in Richtung Parität.

Großer Unterschied
Wer ein Konto in der Schweiz hat, darf sich freuen, wer einen endfälligen Frankenkredit hat, weniger. Der Unterschied zwischen 1,07 oder 1 Euro je Franken erscheint auf den ersten Blick marginal, geht aber für die Frankenkreditnehmer mit endfälligem Modell mitunter schnell in die zehntausenden.

Wer zum Beispiel 2007 hunderttausend Euro in Franken aufgenommen hat zu einem Wechselkurs von 1,6 Franken je Euro, der hat einen Kreditbetrag von 160.000 Franken stehen, den er am Ende zum jeweiligen Wechselkurs rückzahlen muss. Bei einem Kurs wie derzeit von 1,07 Franken je Euro müsste man 149.533 Euro zurückzahlen, bei einer Parität logischerweise 160.000 Euro.   

Eine Milliarde Euro heuer fällig
"Das Volumen an Fremdwährungskrediten, die in Österreich 2017 abreifen, macht rund eine Milliarde Euro aus", sagt FMA-Sprecher Timon Kiesenhofer zu FONDS professionell ONLINE. Die FMA hatte 2008 einen Vergabestopp für Fremdwährungskredite verhängt. Aber noch immer haftet eine Summe von 21 Milliarden Euro bei privaten Haushalten aus. Das Gros davon wird nicht in Raten bedient, sondern ist endfällig zu berappen.

Die allermeisten dieser Kredite werden zwar laut FMA erst in zehn bis 15 Jahren fällig. Für die Kreditnehmer – vor allem auch für die, die eine Konvertierung des Frankenkredits in Euro anpeilen – wird der Zeitpunkt für konkrete Maßnahmen eine immer schwierigere Frage. Hatte es im März bei Kursen von 1,08 noch Hoffnungen für ein weiteres Anziehen gegeben, geht es jetzt in die andere Richtung.

SNB-Verhalten schwer einzuschätzen
Im jüngsten Quartalsbericht schreibt die SNB: "Die SNB ist bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv, (…) Der Franken ist nach wie vor deutlich überbewertet." Allerdings hat die SNB bereits bewiesen, dass sie einen Rückzug durchaus auch ohne große Vorzeichen macht: Anfang 2015 hob sie spontan die Bindung des Franken an den Euro bei 1,20 auf und erschütterte damit die Märkte.

Wenn nun die Signale dahin gehen, dass auch ein Verhältnis von 1:1 nicht kategorisch bekämpft wird, könnte es für Frankenkreditnehmer teuer werden. Der Franken bleibt als Fluchtwährung attraktiv, auch wenn die Zinsen tief sind.

Verschärfte FMA-Maßnahmen ab Mitte 2017
Bei der FMA hieß es, es liege an den Banken, die Szenarien mit ihren Kunden durchzugehen. Die Behörde hat ja im Vorjahr strengere Informationspflichten für die Kreditinstitute ausgearbeitet. Die sollen Mitte 2017 implementiert werden, sagte FMA-Sprecher Kiesenhofer. Unter anderem müssen die Kunden ab einer Restlaufzeit von sieben Jahren jährlich ein Informationsschreiben erhalten. Verschiedene Szenarien müssen den Kunden unterbreitet und Maßnahmen entwickelt werden. FONDS professionell ONLINE berichtete.Neue Maßnahmen darüber hinaus seien aus heutiger Sicht nicht geplant. (eml)