"Bei Bedarf sind wir auch künftig am Devisenmarkt aktiv, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen", sagte Thomas Jordan am Freitag in einer Rede auf der Generalversammlung der Notenbank in Bern. Die Schweizer Währunghüter haben diese Zusicherung in den vergangenen Monaten wiederholt bekräftigt, nachdem sie Mitte Januar den Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken je Euro aufgegeben haben. Als Ausgleich für die Abschaffung der Franken-Deckelung und als Abschreckung für Investoren, Franken zu halten, hat die SNB den Einlagensatz auf minus 75 Basispunkte gesenkt.

"Insgesamt ist der Franken deutlich überbewertet"
Der Ausstieg aus dem Mindestkurs führte zu einer starken Aufwertung des Franken und der Schweizer Wirtschaft droht nun ein Jahr mit sinkenden Verbraucherpreisen und niedrigerem Wachstum. "Insgesamt ist der Franken deutlich überbewertet", sagte Jordan. "Diese Überbewertung sollte sich über die Zeit korrigieren."

Negativzinsen werden nicht zur "neuen Normalität"
Jordan erklärte, dass die Schweizer Wirtschaft die gegenwärtigen Herasuforderungen wohl erfolgreich meistern werde. Zudem werden die Negativzinsen nicht zur "neuen Normalität", sagte der SNB-Präsident. "Wenn sich die Weltwirtschaft weiter erholt und das Wachstum in der Eurozone wieder stärker anzieht, wird sich auch diese unbefriedigende Situation ändern", fügte er hinzu. Die SNB prognostiziert für 2015 eine Inflationsrate von minus 1,1 Prozent. Sie rechnet mit einem Wachstum von "knapp einem Prozent".

Die SNB ist eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft des Bundesrechts, die Mehrheit der Aktien wird von den Kantonen und Kantonalbanken gehalten. Es gibt aber auch etwa 2.000 Privatinvestoren, die eine Dividende erhalten, deren Stimmrechte jedoch stark eingeschränkt sind.

Nachdem die Bank sich schwer tut, ihr Preisstabilitätsmandat zu erfüllen und angesichts der Aussicht auf einen Anstieg der Arbeitslosigkeit kritisieren Gewerkschaften und einige Politiker die SNB für ihre Entscheidung vom Januar und fordern Abhilfemaßnahmen. Laut Analysten sind darin jedoch in erster Linie Bestrebungen zu sehen, Stimmen bei den Wahlen am 18. Oktober zu gewinnen. Anzeichen für einen erzwungenen Kurswechsel der Notenbank sehen Beobachter nicht. (mb/Bloomberg)

Die vollständige Rede von SNB-Präsident Thomas Jordan im Rahmen der ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Schweizerischen Nationalbank finden Sie im Anschluss als PDF-Dokument zum Download.